Tanulmányok Budapest Múltjából 28. (1999) – Urbanizáció a dualizmus korában: konferencia Budapest egyesítésének 125. évfordulója tiszteletére a Budapesti Történeti Múzeumban

A VÁROSI ÁTALAKULÁS KÉRDÉSEI ÉS SZÍNTEREI - Sármány Parsons Ilona: Die Rahmenbedingungen für die 'Moderne' in den ungarischen Provizstädten um die Jahrhundertwende = A modernizáció kezdetei a vidéki városokban a századforduló Magyarországán 131-151

(Rechtslyceen) in Pécs, Eger, Eperjes und Máramarossziget. Győr besaß zwischen 1867 und 1890 auch eine Rechtsakademie, die die Juristenausbildung überwiegend für das Nordwest­Transdanubien besorgte. Doch ab Mitte der 70er Jahre hatte sie wegen der Nähe der Budapester Universtät rasch an Bedeutung verloren, zählte immer weniger Studenten, bis sie im Jahre 1890 ent­gültig aufgelöst wurde. 42 Die Erklärung für diese Entwicklung war eine neue Regelung, die seit 1876 das Advokatendiplom vom Doktorat der Rechtswissenschaften abhängig machte, und die Doktoratsprüfungen konnte man nur an der Budapester Universität ablegen. Alle Jusstudenten, die als Rechtsanwälte arbeiten wollten, wurden nach Budapest verwiesen. 43 Auf halbem Weg zwischen Budapest und Wien liegend und mit einer sehr günstigen Bahnverbindung ausgestattet, wurde Győr dennoch nie ein regionales Kulturzentrum mit ausgeprägtem Charakter. Die Stärke der Győrer bürgerlichen Kultur bestand in den Musikvereinen, Sängervereinen und Lesevereinen. Die Basis für eine Hoclikultur und für das wissenschaftliche Leben lag in den auf eine lange Vergangenheit zurückblickenden Bibliotheken der Kirche und des Benediktiner-Gymnasiums mit seiner ständig anwachsenden Archäologischen Sammlung. Sie konnten den zukünftigen Wissenschaftlern eine gründliche Ausbildung anbieten, um aber eine höhere Bildung zu erhalten, mußten alle zukünftigen Wissenschaftler doch nach Budapest oder ins Ausland gehen. Kurz nach der Jahrhundertwende gab es einen neuen Aufschwung im öffentlichen Kulturleben Gyors. Z. B. beherbergten die Munizipalbibliotheken 1905 (nach Pozsony, Szeged und Kolozsvár) den viertgrößten Buchbestand unter allen Provinzstädten Ungarn. 44 Auch den Schönen Künsten wurde Aufmerksamkeit geschenkt. Auf lokale Initiativen wurden 1902 und 1903 aufsehenerregende Kunstausstellungen or­ganisiert (die zweite wurde aus Werken von Győrer Privatsammlungen zusammengestellt). 1908 wurde in die Projekte über die zukünftigen Bauaufgaben der Stadtgemeinde auch die Errichtung eines Kulturpalastes aufgenommen. Er sollte multifunktionell sein, eine Bibliothek, eine Ausstellungshalle, einen Konzertsaal und mehrere Clubräume haben. Vor dem Ersten Weltkrieg konnte dieses Projekt nicht mehr realisiert werden. 45 In Győr herrschte in der Zeit des Dualismus eine ausgewogene, traditionelle bürgerliche Kultur, aber ohne Spitzenleistungen. Die größeren künstlerischen Unternehmungen wurden von Wiener oder Budapester Künstlern ausgeführt (z. B. die Monumentalbauten), und die großen Talente wur­den dorthin gelockt. Gewissermaßen hat auch Pozsony (Pressburg) auf dem Gebiet der Kultur das­selbe Schicksal gehabt, wenigstens solange seine Bevölkerung noch großteils deutscher Muttersprache war (1910 lebten in Pozsony 78 223 Menschen, damit war sie die fünftgrößte Stadt Ungarns). 46 Seitdem die Stadt ihre politische Bedeutung verloren hatte, weil der bis dahin dort tagende Ungarische Landtag 1848 nach Pest übersiedelt war, wurde sie rasch provinzialisiert und trotz allem wirtschaftlichen Aufschwung eine konservativ gesinnte Mittelstadt im Schatten Wiens, wohin ihre besten künstlerischen Kräfte (Victor Tilgner, Max Reinhardt - um nur einige zu nennen) abwanderten. Ihre Institutionensysteme wurden langsam magyarisiert, viele blieben aber doch zweisprachig, und von den vier Tageszeitungen war nur eine ungarisch. 1912 hatte Pozsony eine Universität bekommen, aber als diese endlich aufgebaut und 1918 eröffnet wurde, gehörte die Stadt bereits zur neuentstandenen Tschechoslowakei, die die Universität sofort schließen ließ. 47 Pozsony wurde in Bratislava umbenannt, und langsam verschwand seine deutsche, jüdische und ungarische Bevölkerung, zusammen mit ihrer Kultur. Noch ein Fallbeispiel aus Westungarn sollte erwähnt werden: Szombathely (Steinamanger), das 1910 30 947 Einwohner zählte und in die zweite Kategorie der Städte gehörte; es war eine „Stadt mit geordnetem Magistrat", aber auch ein Bischofsitz wie Győr und Pozsony. Als Sitz des Komitats Vas lebte in Szombathely das Beamtentum des Komitats, und vieles vom politischen Leben des Gebietes spielte sich hier ab. Sein Priesterseminar, das Prämonstratenser- Gymnasium, die Höhere Mädchenschule und die Höhere Handelsschule sorgten für eine bescheidene Schulstadt-Atmosphäre, doch im Grunde war es um 1890 eine kleine Handwerkerstadt mit 17 270 Einwohnern und einer nur bis ins Barock zurückre­139

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