Tanulmányok Budapest Múltjából 24. (1991)

KÖZLEMÉNYEK – MITTEILUNGEN - Lengyel Beatrix, Cs.: Budapest ostroma : Széchényi Viktor gróf feljegyzései, 1944. december 24.–1945. február 12. = Die Belagerung von Budapest : Tagebuchaufzeichnungen des Grafen Viktor Széchényi, 24. Dez. 1944.–13. Febr. 1945. 175-231

befassen. Er organisierte einen Familienrat und unterstütze mit Rat und Tat viele Jahre lang den Historiker László Bártfai Szabó bei der Anfertigung seiner großen Monograp­hien. Er selber war auch Autor mehrerer familiengeschichtlicher Publikationen. Durch seinen Ansporn begann die Familie, ihre Toten von überall her nach Cenk zu überfuhren, wo eine Familiengruft ausgebaut und 1911 eingeweiht wurde. 1914 meldete er sich zum militärischen Dienst und kämpfte an der serbischen und russischen Front. Er wurde mehrmals ausgezeichnet, u. a. mit dem Karlskreuz, und rüstete als Kapitän ab. Nach dem Sturz der Regierung Tisza verließ er sein Amt als Obergespann und verwaltete sein Gut in Sárpentele. In der Zeit der Räterepublik arbeitete er als Verwalter seines eigenen Besitzes, später als Gärtner auf einem Nach­bargut. Nach dem Sturz der Räterepublik stellte er sich wieder den Nationalwahlen als Abgeordneter der Kleinlandwirtepartie. Dieses Mandat war nicht von Dauer, weil seine Partei auch für den Antrag der Detronisation stimmte, u. zw. nicht aus Zwang, sondern aus eigenem Entschluß. „Wegen dieser Begründung bin ich aus der Partei ausgetreten." Viktor Széchényi blieb bis zu seinem Lebensende Legitimist. Doch rechnete er mit den realen politischen Möglichkeiten seiner Zeit und sah ein, daß die Detronisation, des internationalen Druckes wegen, unvermeidlich war. Eine Zeitlang wirkte er als partei­loser Abgeordneter, bald wurde er in der Regierungspartei /Einheitliche Partei/ wieder­gewählt. 1926 wurde er Mitglied des damals neuorganisierten Oberhauses und am 27. November dieses Jahres ernannte ihn der Reichsverweser wieder zum Obergespann des Komitats Fejér. Er war ein einflußreiches Glied der EinheitlichenPartei und ein persön­licher Anhänger des Ministerpräsidenten, Graf István Bethlen. Er wählte seine Mitar­beiter aus den Reihen der Kleingrundbesitzer der Bethlen-Partei. Er war sich wohl im klaren über die sozialen Probleme der Gesellschaft, im Geiste Bethlens, auf christlich­nationalem Grund, verkündete er die Wichtigkeit der geistigen, wirschaftlichen, politis­chen Unterstützung der Agrargesellschaft. In den dreißiger Jahren wurde seine Lage schwieriger, seine Möglichkeiten ver­minderten sich. Die extrem rechten Vertreter der Regierungspartei kamen immer mehr zur Geltung. Er war einer der Obergespanne, die sich dem Plan der Regierungspartei widersetzt hatten, nämlich der Ausbreitung der Parteipolitik auf jedes Gebiet des staatlichen Lebens. Nach den 1935 stattgefundenen Landtagswahlen seines Komitates gehörten die Abgeordneten, fast ohne Ausnahme, dem ultrarechten Flügel an. In dieser Situation wurde das 20 jährige Jubiläum seines Amtes gefeiert. Damals sagte er, vielle­icht an die nahe Vergangenheit andeutend, daß seine Tätigkeit stets einem Ziel diente, nämlich: Verwaltung und Politik auseinander zu halten und die Harmonie zwischen der Gerichtsbarkeit von Staat, Stadt und Komitat zu bewahren. Jetzt dachte er schon immer öfter an seinen Rücktritt. Der ganz aktuell wurde, als ein Abgeordneter der Regierungspartei nach den Wahlen von 1938 offen erklärte, daß er sich als Mitglied der Pfeilkreuzlerpartei verstünde. Den alternden, damals schon 68 jährigen Obergespann hielten nur mehr die bevorstehenden Feierhchkeiten auf seinen Posten. Anläßlich des 900. Todestages des heiligen ungarischen Königs István waren große festliche Aktionen vorgesehen. Danach wollte er mit dem öffentlichen Leben 222

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