Tanulmányok Budapest Múltjából 18. (1971)
Szekeres József: Ganz Ábrahám életrajza, 1814-1867 = Biographie des Gründers der Ganz Werke Abraham Ganz 211-247
gelang es ihm Ende 1844, als er bereits 6000 fl. österreichischer Werte besass, einen neuen Schritt zum Verwirklichen seiner Verselbstständigung zu tun. Am 20. Januar 1845. unternahm der Magistratsrat Johannes Türnböck gerade dem elften Versuch zur Versteigerung der unter nummer 336. in der Königsbergasse in der Wasserstadt zu Ofen befindliche Liegenschaft des bankrotten Wassermüllers Fleischbauer. Der Magistrat bestimmte für das recht bescheidene Gebäude einen so hohen Ausrufungpreis, den die Bürger von Buda nichts geneigt waren zu zahlen. Es hatte bereitsch den Anschein, dass auch diese Gant erforlglos bleiben wird, als ein etwa dreissigjähriger, in ungarische Städtertracht gekleideter, aber deutschsprachiger junger Mann ein ernstes Angebot machte. Die Bürger warften ihm mitleidige Blicke zu, da es aber zu keinem anderen Angebot kam, wurde Ganz mit dem dritten Hammerschlag des Ausrufers zum Eigentümer des kleinen Objektes. Schon vier Tage später hatte er die Erlaubnis des Stadtrates zur Errichtung einer Giesserei in der Hand. Er führte den Bau eines neuartiges Coupolofens und die Anschaffung der unentbehrlichen Werkzeuge bereits aus geliehenem Geld aus und auch die sieben Giessergesellen konnten nur auf die Hoffnung einer besseren Hoffnung vertrauen. Aber der Direktor der Walzmühle betrachtete den Versuch von Ganz zur Verselbständigung mit eifersüchtigen Argwohn, und erreichte alsbald, dass Ganz weder von Schiffswerft in Altofen noch von den Brücken — und Eisenbahnbaugesellschaften Bestellungen erhielt. Ganz wandte sich jetzt an Kossuth um Hilfe, der Széchenyi einen Brief schrieb und ihn zur Unterstützung des Giessereigründers aufrief. Obwohl die Antwort Széchenyis negativ ausfiel, hat er sich dennoch zum Eingreiffen entschlossen und dadurch enthilt Ganz sogleich freie Bahn. Die kleine Werkstatt beschäftige bald dreizig Arbeiter und Ganz kaufte auch ein benachbartes Haus. Der geschäftlichen Aufschwung wurde auch durch die Bestellung des Ofner Municipalrates befördert. 1848 beschgäftigt die Fabrik bereits sechzig Arbeiter und Ganz verfügte auch über eine Dampfmaschiene von 10 PS. Zu dieser Zeit begann Ganz einem Aufruf der revolutionärer Regierung Folge leistend mit dem Guss von Kannonen. Aus dem unvollständigen Angaben lässt sich in den Jahren 1848—1849 das Giessen von zweiundzwanzig Kanonenrohren nachweisen. Die Ganz'sehen Kanonen trugen die Aufschrift — ,,Lass die Ungarn in Ruhe!" Das folgende Jahr 1849 erweist sich für Ganz als besondere ereignisvoll. Er konnte im Sommer seine Schulden mit dem kurz darauf völlig entwerteten banknoten der Revolutionsreigierung begleichen, im Herbst aber heiratete er die sechzehnjährige Tochter des Pester Mässerschmeides Lorenz Heiss. Ende Oktober wurde er wegen der Unterstützung der Revolutionsregierung verhaftet, sein Werk stand monatelang still und er konnte es schliesslich durch Vermittlung einflussreicher Schweizer erreichen dass er nur zu sechs Wochen Burghaft, die ihm aber erlassen wurden, verurteilt wurde. Während der dunkelsten vier Jahren des kaiserlichen Absolutizmus konnte sich seine Fabrik kaum entwickeln und selbst ihr überleben kostete gewaltige Anstrengungen. Mitte der fünfziger Jahren begann in Ungarn der schnelle Ausbau der Eisenbahnlinien. Ganz sah sehr richtig, dass seine Giesserei, die bis dahin aus Amerika importierten Eisenbahnräder herstellen könnte und dass seinem Werk eine grosse Zukunft beschieden sein kann, wenn es ihm gelingt, ein Räderguss von gutem Qulität und Brauchbarkeit auf den Markt zu bringen. Er erfand nach langem Experiementieren eine neue und auch auf dem Guss von Eisenbahnrädern anwendbare Art der Schaalenguss und so kam es dazu, dass er mit seiner ausgezeichneter Erfindung in einigen Jahren die amerikanischer Eisenbahnräder aus einem beträchlichem Teil Europas verdrängen konnte. Die Ganz Werke haben von 1856 hauptsächlich Eisenbahnräder produziert. Ganz begab sich auf 246