Tanulmányok Budapest Múltjából 16. (1964)

Kubinyi András: Budafelhévíz topográfiája éa gazdasági fejlődése = Topographie und wirtschaftliche Entwicklung von Budafelhévíz 85-180

III. DIE WIRTSCHAFTS-, GESELLSCHAFTS- UND VERWALTUNGSENTWICKLUNG i. Die Rolle der Vorstädte im Leben der Stadt Buda Die Fähre, der Markt und die Mühlen zeigen, dass Felhévíz wirtschaftlich zu Buda gehört hat. Auch das Fehlen des Ackerbaus verlieh der Siedelung ein städtisches Gepräge. Es ist kein Zufall, dass Felhévíz bereits vom 13. Jahrhundert an auch Suburbium von Buda genannt wurde, was — wenn auch nicht verwaltungsmässig — doch wirtschaftlich der Fall war. Besonders stark blieb die Verbindung zwischen Felhévíz und der aus ihr hervorgegangenen Vorstadt St. Peter. Es ist von Interesse, dass die dortigen Bäcker Mühlen­pächter und zugleich auch Mitglieder des Stadtrates waren. Gleichfalls verweist auf die Beziehung zwischen Buda und Felhéviz, dass ein Mann, namens Dénes Kopácsi, der in 1436 noch in Felhévíz lebte, in der Jahren 1440—41 Richter der Stadt Buda wurde. Deshalb halten wir es für nötig uns mit der Geschichte des Budaer Patriziats kurz zu bafassen. An der Spitze von Buda stand ein aus zwölf Ratsherren und einem Richter bestehender Stadtrat, der jährlich, am St. Georgtag erwählt wurde. Die Urkunden zeigen deutlich, dass der Richter und die Stadtratsmitglieder aus Patrizierfamilien hervorgekommen waren, obwohl diese Bezeichnung in den ungarischen Städten des Mittelalters nicht bekannt war. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass im Rat die gleichen Namen zu finden sind und das Amt eines Ratsherren, ja auch das des Richters öfters sozusagen vom Vater auf den Sohn überging. Die Mehrzahl der Ratsherren und die Richter waren immer Deutsche, neben denen in der Leitung einige ungarischen Familien nachgewiesen werden können. Diese Patrizierfamilien besassen im Bereich der Stadt und auch ausserhalb dieser ansehn­liche Güter. Es ist mit dem Übergewicht der deutschen Patrizierfamilien zu erklären, dass es im Klassenkampf ihnen gegenüber sehr oft nationalistische, ungarische Parolen zu hören gab, obwohl als am Anfang des 15. Jahrhunderts auf kurze Zeit der Zünfte die Macht erlangten, der von ihnen erwählte Richter ebenfalls ein Deutscher zu sein scheint. In dieser Zeit beschäftigte sich der Grossteil des deutschen Patriziats mit Tucheinfuhr und so wird die Stadt in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts von den überwiegend aus Gewandschneider (pannicida) bestehenden Patriziern verwaltet, die sich um die deutsche Pfarrkirche (Marienkirche), in der Gottesleichnam genannten Zunft vereinigt haben. Zu dieser Zeit wurde der Beschluss gefasst, dass zum Richter nur ein Mann rein deutscher Abstammung erwählt werden könne und von den zwölf Ratsherren zehn Deutsche sein müssen. Bis dahin entstand jedoch auch ein ungarisches Patriziat zum Teil aus Personen adeliger Herkunft, aus Beamten der königlichen Ämter, Zehentpächtern, Viehhändlern und im Handel betätigten führenden Persönlichkeiten der einzelnen Gewerbe (Viehhandel betreibende Metzger, Kürschner, Glaser, Goldschmiede und Bäcker) bestand. Unter den letzteren befanden sich auch Deutsche, wie es z. B. die Metzgerzunft eine deutsche Zunft war. Bezüglich des Bodenbesitzes war jedoch diese Schicht eben so wohlhabend wie das deutsche Patriziat. Dieses „ungarische" Patriziat setzte sich vorwiegend aus Vorstäd­tern zusammen. Gebietsmässig gehörten diese Patrizier zu den Kirchengemeinden der Magdelenenkirche der Burg und der St. Peterskirche in der Vorstadt und betätigten sich auch hier. (Der Magdelenenkirche gehörten auch die Vororte Lógod, Tótfalu und Taschental an.) Im Jahre 1429 traten die ungarische und deutsche Führerschicht noch gemeinsam gegen die Nonnen der Margareteninsel auf, in 1436 führten jedoch die ungarischen Patrizier bereits Angriffe gegen die deutsche Vorherrschaft in der Stadt. Einer der Mitglieder des ungarischen führenden Bürgertums, der Literat Georg von Buda (Literat — deák— war die Bezeichnung des im ungarischen Gewohnheitsrecht des Mittelalters geschulten Men­schen) stand zu dieser Zeit an der Spitze der sedes tavernicalis, der Berufungsinstanz der Gerichte der königlichen Städte, da er Stellvertreter des im Baronenrang stehenden magister tavernicorum, d. h. des Oberrichters des Tavernikalgerichtes war. Mit seiner Hilfe und unter seiner Leitung wollte man das Vermögen der Gottesleichnam-Zunft beschlagnehmen 12 Tanulmányok Budapest múltjából 177

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