Tanulmányok Budapest Múltjából 13. (1959)

Szalatnai Rezső: Kempelen Farkas és az egyetem átköltöztetése Budára = Wolfgang v. Kempelen und die Verlegung der Universität nach Ofen 207-227

R. Szalatnai WOLFGANG V. KEMPELEN UND DIE VERLEGUNG DER UNIVERSITÄT NACH OPEN Die erste Universität Ungarns wurde nach Gründungsversuchen Ludwigs d. Großen (1342-1382) und Matthias Hunyadis (1458-1490) von dem Schrifts­teller und Primas von Ungarn, Peter Pázmány im Jahre 1635 gegründet und da die Hauptstadt Budapest damals in der Gewalt der Türken war, im westlichen,, habsburgischen Teil des Landes, in der zum Komitat Preßburg gehörenden Stadt Tyrnau (ung. Nagyszombat) errichtet. Auch nach der Räumung Ungarns von den türkischen Heeren und dem Wiederaufbau von Ofen und Pest wünschte die Politik Wiens die damals einzige Universität Ungarns auch weiterhin in Tyrnau und unter den dort herrschenden provinzialen Zuständen zu belassen. Ungarische Schriftsteller und Patrioten warfen zuerst den Gedanken auf, daß die Universität nach Ofen, der Hauptstadt des Landes verlegt werden sollte. Sie erkannten klar, daß der Universität in der Hauptstadt ein Platz gebührte, welche sich ohne der­selben niemals zum geistigen Mittelpunkt des Landes auswachsen konnte. Unter dem Einfluß ihrer aufgeklärten ungarischen Ratgeber entschied Königin Maria Theresia diese lebenswichtige kulturpolitische Frage zugunsten Budapests. Die Studie weist darauf hin, daß der Entschluß der Königin zu dieser großen ungarischen Reform dem Einfluß von Wolfgang v. Kempelen, dem berühm­ten Erfinder und Physiker, dem einflußreichen ungarischen Hofrat in Wien zu verdanken ist. Als die Königin die Ratio Educationis genehmigte, ließ sie gleich­zeitig die Universität von Tyrnau nach Ofen verlegen. Mit der Durchführung der Übersiedlung wurde eine Dreierkonimission betraut, deren Mitglieder Graf Chri­stoph Niczky, Wolfgang v. Kempelen und Andreas Szabó, Graner Kanonikus und späterer Bischof waren. Graf Niczky hatte in Flugschriften für die Verlegung der Universität gekämpft, der Kanonikus Szabó vertrat die Interessen der Kirche und der niederen Adel entstammende Kempelen war königlicher Beamte und die Königin schon aus diesem Grund hatte zu ihm das meiste Vertrauen. Wolf­gang v. Kempelen war der Sohn des Oberdreißigers in Preßburg. Seine älteren Brüder hatten beide glänzende Karrieren gemacht, seine sollte aber die der Brüder noch um vieles übertreffen. Allbekannt sind seine Entdeckungen im Gebiet der Physik, seine berühmte Schachmaschine und seine wissenschaftlichen, vor allem lautphysiologischen Werke. Mit bewußter Planmäßigkeit arbeitete aber Kempelen auch für die Entwicklung Budapests. Kempelen hat in der Ofner Burg das Burg­theater erbaut, nahm Teil am Bau des königlichen Palastes und richtete eine Wasserleitung in der Burg ein. Er verlegte das von ihm gegründete Pfandhaus von Preßburg nach Ofen. 1794 arbeitete er den Plan eines von Budapest nach Fiume führenden Kanals aus, der die Hauptstadt mit der Adria hätte verbinden sollen. Nun war aber die Übersiedelung der Universität im Interesse der Haupt­stadt ohne jeden Zweifel die bedeutendste Tat Kempelens. Da er zuvor mit jeder noch so heiklen und hochwichtigen Aufgabe, die er erhalten, fertig geworden war (Verwaltung, Besiedelung und Industrialisierung des Banats, die Salzeinkünfte des Landes u. a. m.) betraute ihn die Königin auch mit der Übersiedlung der Universität, war er doch stets der hartnäckigste Vorkämpfer der Frage beim Hof gewesen. Er war in ständiger Fühlung mit den ungarischen Gardisten-Literaten am Wiener Hof, so hauptsächlich mit Georg Bessenyei, unterstützte auch den Schriftsteller Josef Kármán und den Dichter Johann Batsányi. In seinem Mecha­nismus befaßt er sich auf schmeichelhafteste Weise mit der Phonetik der unga­rischen Sprache und stellt Vergleiche an zu den Nachbarsprachen. Das hing eng zusammen mit dem damals allbekannten Plan des hervorragenden Schriftstellers Georg Bessenyei, der eine gelehrte Gesellschaft für die Pflege der ungarischen Sprache gründen wollte. Kempelens neue Aufgabe bedeutete aber in keiner Hinsicht eine leichte und ungestörte Arbeit. Stadt und Professorenkollegium von Tyrnau suchten durch einen geschickt geführten Schachzug die Verlegung der Universität zu 226

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