Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.4. Die Zivilstadt von Aquincum - 5.4.4. Neue Elemente in der Topographie der Zivilstadt von Aquincum - 5.4.4.3. Öffentliche Gebäude und Wohnhäuser außerhalb des Stadtzentrums (Paula Zsidi)

5.4.4.3. ÖFFENTLICHE GEBÄUDE UND WOHNHÄUSER AUßERHALB DES STADTZENTRUMS Bäder Das bis dahin zu kaum mehr als einem Drittel erschlossene Gebiet der Zivilstadt von Aquincum hat sich durch die Forschungen der vergange­nen Jahrzehnte neben den vier bislang bekannten öffentlichen Thermen und einem Privatbad um die Reste zweier weiterer öffentlicher Bäder erweitert. (Abb. 1.) Eines der neuen Bäder befand sich im östlich des Aquädukts gelegenen Teil der Stadt, das andere westlich davon. Typisch für die öffent­lichen Thermen der Zivilstadt von Aquincum ist, daß sie auf der Trasse des Kanalisationssystems der damaligen Hauptverkehrswege angesiedelt wurden, und zwar mehrzählig zu Anfang des 2. Jahrhunderts. Die Lage der öffentlichen Ther­men im Stadtgrundriss ist einheitlich, was ihre planmäßige Ansiedlung voraussetzt, und in diese Anordnung fügen sich auch die neu entdeckten Bäder ein. Projiziert man die Bäder auf das ver­mutete Insula-System, fällt auf, daß sie auf je zwei Häuserblöcke (insulae) verteilt sind. Die als Bäder dienenden Gebäude unterlagen während des mehrhundertjährigen Bestehens der Stadt keiner­lei Funktionsänderung, lediglich die Größe ihrer Grundfläche änderte sich. Hauptursache dessen war die Schaffung der strengen, determinierenden Voraussetzung für die Einrichtung von Bädern, so dass man auch die Platzierung der Bäder der Zivilstadt als einen der Beweise für das Vorhan­densein des frühen Insula-Systems werten kann (ZSIDI 1997/1, 282). Zudem lässt die Lage der Bäder vermuten, daß ihr Publikum sich aus ihrer unmittelbaren Umgebung rekrutierte und daß jedes Bad seine eigene Stammkundschaft hatte. Das im östlichen Teil der Zivilstadt, außerhalb der südlichen Stadtmauer, neu ans Tageslicht gelangte Teil einer Therme bildete mit dem zur nordsüdlichen Hauptstraße hin geöffnete Herberge einen Gebäudekomplex. (Abb. 2.) Bei den Anfang der 1990er Jahre stattfindenden Grabungen wur­den acht Räume des Gebäudes freigelegt (ZSIDI 1995/1). Eindeutig auf eine Therme deuten die Anordnung der Räume, die vom Gewohnten abweichende größere Zahl der Kanäle (Heizung, Wasserleitung, Abwässer) sowie die Verwendung wasserabweisender Materialien (Lehm, Terrazzo und Verputz) hin. Der Grundriss des Gebäu­des ist etwas unregelmäßig, da bei seinem Bau der von der Linie der hier nordwest- südöstlich verlaufenden Stadtmauer und der nordsüdlichen Hauptstraße eingeschlossene Winkel überbrückt werden musste. Das Gebäude hatte man unter Ausnutzung des nach Osten hin abschüssigen Geländes terrassenartig angelegt. Auf der Nord­seite schloss an das Badegebäude eine auf Holz­pfosten ruhende Vorhalle an. Die Mauern der übrigen Räume bestanden aus auf Steinfundament ruhenden Lehmziegeln. Sie wurden später abge­rissen und durch Steinmauern ersetzt. Was ihren Typ anlangt, gehörte die Therme vermutlich zur Gruppe der Reihenbäder. Im Osten begrenzte sie ein großer, quadratischer Hof. Wasser erhielt sie aus derselben vom Aquädukt abzweigenden Lei­tung, 1 von der wahrscheinlich auch das davon östlich gelegene öffentliche Bad gespeist wurde. 1 Die Leitung ist von einer bei der Grabung der Herberge entstandenen Aufnahmezeichnung bekannt (BTM Aquincu­mi Múzeum, Zeichnungssammlung), Vorbericht: SZILAGYI 1950/1, 308.

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