Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.4. Die Zivilstadt von Aquincum - 5.4.4. Neue Elemente in der Topographie der Zivilstadt von Aquincum - 5.4.4.2. Wasserver- und entsorgung, Gebäude des Stadtzentrums (Klára Póczy)
5.4.4.2. WASSERVER- UND ENTSORGUNG, GEBÄUDE DES STADTZENTRUMS Aquädukt und Kanalisationsnetz Den Bau eines Aquädukts mit öffentlichen Brunnen und Springbrunnen, mit öffentlichen Bädern, Heilbädern und Privatbädern, Latrinen mit Wasserspülung sowie Entwässerungs- und Abwässerkanälen strebte jede städtische Kommunalverwaltung an. Doch nur in wenigen Fällen gelang es, diese Pläne zu realisieren. In Pannonién bot sich bislang nur in Aquincum die Möglichkeit, auf Grund der neuesten Grabungsergebnisse das beinahe vollständige System zu dokumentieren und zu rekonstruieren. Gespeist wurden die Brunnen und Bäder der Zivilstadt durch das Aquädukt, der an einer kaum einen Kilometer nördlich der Siedlung entspringenden Quellengruppe begann. (Abb. 1.) Ausgangspunkt des Wasserleitungssystems war ein den Nymphen geweihtes Wäldchen im Gebiet des sog. Römischen Strandes, wo die Thermalquellen auch heute zu Tage treten. Zu den 14 über jeder Quelle errichteten Brunnenhäusern, die 1964-1968 freigelegt wurden (PÓCZY 1972/3, 15-32; PÓCZY 1980/1, 55-60), kamen in den letzten Jahren weitere Überreste hinzu (LANG 2001, 94-95; LÁNG 2002/3, 54-58). In der Umgebung der Quellen bildete sich ein heiliger Bezirk heraus, an dessen Eingang ein Jupiter-Tempel stand. Die in diesem heiligen Bezirk ans Tageslicht gelangten Altäre waren unter anderem Aesculapius, Hygieia, Apollon, Sirona, Silvanus und Sol invictus geweiht. Auch ein Hospital entstand in der Nähe der Heilquellen (PÓCZY 1980/1, 104-107). Aus den über den Quellen errichteten Brunnenhäusern wurde das Wasser in das oberirdische Wasserleitungssytem gepumpt. Die Leitung des mehr als 4 km langen, einzelnen Vermutungen zufolge bis zum Amphitheater der Militärstadt reichenden Aquädukts hatte ein ein- bis zweiprozentiges Gefälle, was den steten Wasserfluss gewährleistete. Im Zuge der an den Bau der modernen Straße Nr. 11 anknüpfenden Ausgrabungen kam das Wasserleitungssystem innerhalb der Zivilstadt beinahe vollständig zum Vorschein (KABA 1976, Abb. 1. Der beim Ausgangspunkt des nordsüdlichen Aquädukts freigelegte heilige Bezirk mit den Brunnenhäusern der Quellen (Római fürdő) (nach K. Póczy und Gy. Hajnóczi)