Budapest Régiségei 34. (2001)

STUDIEN = TANULMÁNYOK - Gesztelyi Tamás: Spätrömische Gemmenfunde in Pannonien 109-116

TAMÁS GESZTELYI SPÄTRÖMISCHE GEMMENFUNDE IN PANNONIÉN* Adolf Furtwängler sah den Tiefpunkt der Gemmenschneidekunst im 3. Jh. n. Chr. 1 Er spricht noch über einen kurzen Aufschwung unter Konstantin, der aber nicht allgemeingültig war, weil er sich auf die Anfertigung der Kaiserkameen beschränkte. Diese Veränderung deutet auf mehrere Tatsachen hin: 1. Die Steinschneidetechnik war nicht ausgestorben, aber beschränkte sich immer mehr auf die Tätigkeit der Hofwerkstätte; 2. Statt der Intaglios wurden Kameen verfertigt, deren Funktion nicht mehr das Siegeln sein konnte. Seit der Mitte der 60-er Jahre erreichte die neu auf­blühende Gemmenforschung - besonders in der Veröffentlichung und in der Auswertung der römi­schen kaiserzeitlichen Gemmen - bedeutende Ergebnisse. Diese haben die Feststellung von Furtwängler im wesentlichen bestätigt: die Gemmenproduktion ist in der 2. Hälfte des 3. Jh. wirk­lich drastisch zurückgegangen, und in dem 4.-5. Jh. können wir nicht mehr von einem neuen Aufschwung sprechen. 2 In dem Rückgang spielte bestimmt die all­gemeine Krise des Römischen Reiches in der 2. Hälfte des 3. Jh. eine Rolle, deren Folgen Verarmung von großem Ausmaß und das Verderben der öffentlichen Sicherheit waren. 3 Mit diesen Tatsachen kann wohl zusammenhängen, daß sich die Art zu siegeln verän­derte. Die in Wachs oder in Ton durch Siegelring ver­fertigte Versiegelung konnte man leicht öffnen, und die damit zusammengefaßte Schnur leicht herausziehen. Um dies zu verhindern ging man auf zum Gebrauch von Bleisiegeln über, die durch Bulloterien auf die Schnur gepreßt wurden, und die geschnittene Oberfläche der Zangenbacke erledigte gleichzeitig auch die Siegelung. 4 Es ist also kein Zufall, daß die Bleisiegel gerade vom 4. Jh. an massenhaft auftreten. Auch das Fundmaterial aus spätrömischen Gräberfeldern in Ungarn bestätigt den Rückgang der spätrömischen Steinschneidekunst. 5 Obwohl die Menge der Ringe noch beachtlich ist, sind sie in der Mehrheit aus Draht verfertigt und ihre Platten mit aufgelöteten Kügelchen, später mit eingravierten, sti­lisierten Pflanzen- oder Tiermotiven geschmückt (Abb. 1). Die anspruchsvoller hergestellten Silber- oder Goldringe kommen seltener vor und haben meist eine ungeschmückte Glaseinlage. Von der schwindenden Bedeutung der Stein- oder Glaseinlage zeugt auch, daß oft Ringe mit leerer Fassung im Grab beigelegt sind. 6 Die noch vorhandenen geschnittenen Steine stammen meistens aus den früheren Jahrhunderten, und sind in jüngere Ringe wieder eingefaßt. 7 Originale Ringe kommen nur selten vor, wohl als Familienerbe, wie in einem reich ausgestatteten Grab auf dem Territorium von Aquincum 8 (Abb. 2). Die Verfertigung der Glaseinlagen lebt weiter in der späten Kaiserzeit also, und es finden sich zuweilen auch solche, die mit Darstellungen verziert sind. In diesen Fällen sind sie oft aus farblosem Glas hergestellt, und die sorgfältigen Darstellungen sprechen dafür, daß sie entweder durch eine frühere Matrize oder durch eine - wohl aus einer Hofwerkstatt stammende - Matrize hergestellt wurden. 9 Die Zahl solcher Glaseinlagen ist gering. Eine wirklich bedeu­tende Entwicklung in der Herstellung der Glasgemmen brachte die schon erwähnte neue Technik des spätkaiserzeitlichen Siegeins, und zwar die Verwendung des Bulloterion. Mit diesem wurden Glaskameen unregelmäßiger Form massenhaft hergestellt, die in den Handbüchern über die antiken Gemmen von Furtwängler und Zazoff nicht erwähnt werden. Sie dienten nicht mehr als Einlagen für Ringe, sondern waren durch zwei parallele Kanäle aufgefädelt (Abb. 3). Die Mehrheit dieser Glaskameen hatte ein­fache Rippen als Verzierung, weshalb sie Rippenglasperlen oder Trilobitenperlen genannt wer­den. Mit ihren figürlichen Darstellungen und mit ihrer Bedeutung haben wir uns früher eingehend beschäftigt. 10 Jetzt wollen wir uns einer anderen Gruppe - die mit gleicher Technik hergestellt wurde - zuwenden, die anstatt der zwei Kanäle mit einer Öse versehen ist. Die Aktualität gibt dazu ein noch unpublizierter Fund auf dem Gebiet der Villa von Baláca (Abb. 4), und zwar auf der südnördlichen Wand des westlichen Korridors. (Nr. 34) Diese Anhänger, zu denen auch das Balacaer Stück gehört, sind rund, von etwa 2 cm Durchmesser, die Öse ist aus der Glasmasse ausgezogen, auf der Vorderseite haben eine figürliche Darstellung, die von einem Wulstrahmen umgeben ist. Ihre Farbe ist meis­tens honiggelb, manchmal blau, braun oder schwarz." Ihr Herstellungsort war sicherlich im Nahen Osten, in Syrien und den benachbarten Gebieten, da sie in größter Menge hier vorgefunden wurden, meistens in Gräbern des 4. Jh. 12 Den östlichen Ursprung zeigen auch die griechischen Inschriften, die zuweilen auf ihnen erscheinen. Von dort verbreiteten sie sich nach Süden in Ägypten, 13 nach Westen in Kleinasien, 14 nach Norden in der Gegend des Schwarzen Meeres und der Moldau. 15 Weiter im Westen liegende Fundzentren befinden sich in Salona und in Aquileia, 16 wo die Glaskameen mit Öse wohl über den Seehandel hingekommen sind. Auch bei den Anhängern, die in verschiedenen Sammlungen ohne die Angabe des 109

Next

/
Oldalképek
Tartalom