Budapest Régiségei 20. (1963)

TANULMÁNYOK - P. Brestyánszky Ilona: A pest-budai ötvösség a XIX. században : a budapesti templomok kincstárai alapján 201-219

I. P. BRE 8TYÁN 8 ZKY DIE GOLDSCHMIEDEKUNST VON PEST-BUDA IM 19. JAHRHUNDERT (Auf Grund der kirchlichen Schatzkammern von Budapest) Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden Buda (Ofen) und Pest das wirtschaftliche, poli­tische und kulturelle Zentrum des Landes. Dem jungen, stark in Entwicklung befindlichen Pest gegenüber nahm Buda immer mehr eine unter­geordnete Stellung ein. Das wirtschaftliche Auf­blühen zeitigte einen gewaltigen Zuwachs der Bevölkerung. Auch im Leben der Zünfte brachte diese gewaltige Entwicklung große Verände­rungen mit sich, was sich auch in der Zahl der Meister äußerte. Sowohl in Pest als auch in Buda entstanden Goldschmiededynastien und um die rege Nachfrage des Bürgertums befriedi­gen zu können, mußte die handwerkliche Pro­duktionsform immer mehr durch die Manu­faktur abgelöst werden. Charakteristische Bei­spiele sind die Tätigkeit der Meister Giergl, und Prandtner, sowie Karl Laky in Pest und die Werkstatt von Gretschl in Buda. Die Formen wurden dem Zeitgeschmack und den Ansprü­chen des Bürgertums entsprechend vereinfacht und ihre Schönheit kommt nunmehr in der Linienführung, in den Proportionen, im sorg­fältigen Treiben und Ziselierung zur Geltung. Die Ornamentik ist maßhaltend. Am Anfang des Jahrhunderts geht die Werkstatt von Prandtner, des angesehensten Goldschmiedes von Pest zur Serienproduktion über, ihre Ware hat wohl ein hohes künstlerisches Niveau, aber gegen Mitte des Jahrhunderts trat in der Goldschmiedekunst infolge des Massenerzeug­nisses der Verfall ein. Um die Jahrhundertwende und im ersten Teil des 19. Jahrhunderts ist das künstlerische Niveau der Goldschmiede von Pest, vertreten durch die Meister Paschberger, Giergl, Prandt­ner und J. Szentpéteri, sehr hoch, sodaß in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts Pest zum Mittelpunkt der ungarischen Goldschmied­kunst wurde. In Buda spielte die Familie Gretschl die bedeutendste Rolle, in der sich die Gold­schmiedekunst über zwei Generationen von Vater zu Sohn vererbte. Wenzel Gretschl, der Gründer der Dynastie erwarb seinen Meister­titel im Jahre 1795 in Buda und übte sein Hand­werk bis 1821 aus. Verhältnismäßig wenige seiner Werke sind bekannt. Von den Kirchen in Budapest besitzen nur die St. Anna-Kirche in Buda und die Pfarrkirche von Óbuda je ein Werk von Wenzel Gretschl. Der vergoldete Silberkelch aus dem Jahre 1806 der ersten Kirche weist wohl noch Überlieferungen des Zopfstils auf, jedoch kommen darauf auch bereits romantische Verzierungselemente vor. Das aus Silber getriebene Kruzifix der Pfarr­kirche von Óbuda entstand im Jahre 1815. Joseph d. Ä., der Sohn des Wenzel Gretschl, erwarb im Jahre 1822 den Meistertitel und in 1848 wurde er Zunftmeister. Elf von seinen Werken sind in Kirchen von Budapest erhal­ten: ein Kruzifix, ein Weihrauchkessel und eine Weihrauchbüchse aus dem Jahre 1825 befin­den sich im Besitze der ehemaligen Kapuziner­kirche, eine Weihrauchbüchse aus den Jahren nach 1826 in der Kirche von Óbuda-Újlak und in der Kirche, benannt nach den Wunden des hl. Franziskus, in der Fo-Straße eine Weih­rauchbüchse und ein Weihrauchkessel aus dem Jahre 1839, sowie drei Votivgeschenke aus dem Jahre 1830. Im Jahre 1834 wurde von ihm ein Weihgeschenk der Wallfahrtskirche zu Mária­remete hergestellt. Die St. Anna-Kirche von Buda besitzt weitere zwei anspruchslose aus Silber getriebene Votivkronen und eine schöne Monstranz im Spätbiedermeierstil aus dem Jahre 1841. Der in der evangelischen Kirche am Bécsikapu-Platz befindliche Neorokoko­kelch wurde 1847 in der Werkstatt Gretschl hergestellt und ist bis jetzt in unserer Fach­literatur unbekannt. Die röm.-kath. Kirche von Óbuda-Ujlak bewahrt noch einen Weihrauch­kessel der Werkstatt Gretschl (1857) und in der Wallfahrtskirche von Máriaremete sind noch zwei Votivgeschenke aus dem Jahre 1859 bzw. 1864, mit dem Meisterzeichen von Eduard Gretschl. In der Pfarrkirche am Krisztina-Platz wird ein Kruzifix, ein Werk des Goldschmieds Pál Zigler, in Buda, aufbewahrt (um 1800) (1793— 1824). Die evangelische Kirche besitzt einen Weinkrug mit silbernem Deckel von Johann Kovácsy, der den Meistertitel im Jahre 1841 erwarb, aber sein Name wird nach 1849 nicht mehr erwähnt. In den kirchlichen Schatzkammern von Budapest befinden sich in der größten Anzahl Werke von F. Paschberger und J. Prandtner sen., Vertreter der stark aufblühenden Gold­schmiedekunst der ersten Hälfte des 19. Jahr­hunderts. Franz Paschberger, Sohn von Joseph Paschberger wurde 1787 Meister und spielte in der Pester Goldschmiedezunft eine bedeu­tende Rolle. Er war von 1812—1828 Zunft­meister. Der von ihm verfertigte Weihrauch­kessel, die Weihrauchbüchse mit dem dazuge­hörigen Löffel werden in der Franziskaner­kirche von Pest aufbewahrt. Diese Kunstwerke aus den Jahren um 1800 sind noch in reinem Empirestil gehalten. Aus dieser Zeit stammt 218

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