Budapest Régiségei 16. (1955)
TANULMÁNYOK - Györffy György: Kurszán és Kurszán vára : a magyar fejedelemség kialakulása és Óbuda honfoglaláskori története 9-40
GYÖRGY GYÖRFFY KURZAN UND ANGABEN ZUR FRAGE DES GESCHICHTE VON ÓBUDA Magister P., der anonyme Verfasser der Gesta Ungarorum, erzählt in seinem um 1200 geschriebenen Werk die ungarische Landnahme auf dem Gebiet von Budapest folgendermassen: Die Donau überquerend, schlugen die Ungarn ihr Lager am Fluss bei den Thermen auf, wo die Paläste der Stadt des Königs Attila und sehr viele Steingebäude in Trümmern lagen (das römische Aquincum). An dieser Stelle belehnte Fürst Árpád Cundu, den Vater von Curzan, mit Land von der Stadt Königs Attila bis zu den hundert Hügeln, seinen Sohn aber mit einer Burg. Curzan liess diese Burg nach sich benennen, und diese Benennung fiel selbst zur Zeit von Anonymus nicht der Vergessenheit anheim. Wenn wir erhellen wollen, was der historische Wert des Gesagten ist, so müssen wir untersuchen, was die übrigen Quellen über Cundu (lies: Kündü) und seinen Sohn Curzan enthalten und welche Rolle dieser Fürst in der ungarischen Geschichte gespielt hat. Das Problem Kündü stellt eine der ungeklärten Fragen der ungarischen Urgeschichte dar. Laut mohammedanischer Quellen hatten die Ungarn vor der Landnahme zwei Fürsten: der eine war der Kende (Kündü), der nominelle Hauptfürst; der andere der Gyula, der die Macht faktisch innehabende Feldherr. Konstantinos Porphyrogennetos hingegen, der die Verhältnisse des Bundes der ungarischen Stämme vor der Landnahme eingehender bespricht, sagt nichts über Kündü, ja seiner Meinung nach ist vor Árpád Levédi das Haupt der Ungarn gewesen und vor Levédi haben sie überhaupt keinen Fürsten gehabt. Unsere Forscher versuchen bereits seit längerer Zeit, die widersprechenden Angaben der beiden gut unterrichteten Quellen in Einklang zu bringen. Unserer Ansicht nach muss man bei der Untersuchung dieser Frage von der nachstehenden Tatsache ausgehen. Die Kündü-Frage, die sich aus dem erwähnten Widerspruch der beiden Quellen ergibt, ist zugleich das Problem der Anfänge der Herrschaft des Arpadenhauses. Wenn man diese Frage auf wirft, so fragt man auch, wann und unter welchen Umständen die Arpaden die ausschliessliche Macht über den Bund der ungarischen Stämme erlangt haben. Dieses Problem stellt somit die dynastische Frage, die Frage nach dem Regierungsantritt, nach der Legalität, ebenfalls dar. Jede zur Herrschaft gelangte Dynastie trachtet danach, die Legalität ihrer Regierung historisch zu rechtfertigen. Die dynastischen Züge durchweben nicht nur die mittelalterlichen Chroniken, sondern geben oft Anlass zur Entstehung dieser literarischen KURZANS BURG DOPPELKÖNIGTUMS UND ZUR ZUR ZEIT DER LANDNAHME Werke. Dieser Standpunkt ermittelt uns die Lösung der Kündü-Frage, die Erklärung des Widerspruches der arabischen und byzantinischen Quellen. Nach diesem Standpunkt gehen wir bei der Untersuchung der Frage folgendermassen vor: wir teilen die Quellen über die ungarische Landnahme in drei Gruppen, demgemäss, wieweit diese unter dem dynastischen Einfluss des Arpadenhauses gestanden sind. In die erste Gruppe können diejenigen Quellen eingereiht werden, die von den dynastischen Bestrebungen des Arpadenhauses vollkommen frei gewesen sind. Hierher gehören die mohammedanischen Quellen, die Continuatio Georgii Monachi und die deutchen Annalen. In die zweite Gruppe können die Quellen eingereiht werden, die von den Bestrebungen des Arpadenhauses unabhängig zustande gekommen sind, aber unter dynastischem Einfluss eine Veränderung erlitten haben. Solche sind die Sage vom weissen Pferd, die ursprünglich eine Volkssage gewesen ist, und die Erzählung von Anonymus über die Rolle des Sohnes Kundus, Kurzans, bei der Landnahme, die hinsichtlich ihres Ursprungs eine Stammesüberlieferung gewesen ist, doch haben beide, in dynastische Chroniken hineinversetzt, der historischen Anschauung des Herrscherhauses entsprechend, Veränderungen erfahren. In die dritte Gruppe können die Quellen eingereiht werden, die unmittelbar die Anschauung und die Bestrebungen des Arpadenhauses widerspiegeln. Hierher gehört die Aufzeichnung von Konstantinos Porphyrogennetos über die Anfänge des ungarischen Fürstentums und die Erwählung Árpáds. Laut allgemein angenommener Ansicht beruht diese Aufzeichnung auf der Erzählung von Árpáds Enkel, Tormás. Schliesslich sind auch die Mitteilungen der ungarischen Chroniken über die Herkunft des Arpadenhauses hier einzuteilen. Im weiteren versuchen wir lediglich auf Grund der ersten Quellengruppe die Klärung der Frage. Das erhaltene Bild ergänzen wir mit den Zügen, die wir aus der zweiten Gruppe entnehmen. Schliesslich untersuchen wir die sich in der dritten Gruppe offenbarende, un ver hüllte dynastische Anschauung. Die Beschreibung Dzajhanis über die Ungarn, die die Zustände am Ende des IX. Jahrhunderts widerspiegelt und deren fast vollständiger Text in den Werken von Ibn Rusta und Gardizi, Fragmente in der Arbeit von Ibn Haukai sowie in der persischen Geographie „Fludud al-Alam" erhalten geblieben sind, berichtet über die Fürsten der Ungarn, dass der Titel des älteren Fürsten Kndh 3* 35