Budapest Régiségei 16. (1955)

TANULMÁNYOK - Györffy György: Kurszán és Kurszán vára : a magyar fejedelemség kialakulása és Óbuda honfoglaláskori története 9-40

(Kende), der Titel desjenigen jedoch, der tatsächlich über sie geherrscht hat und dem sie im Kriege gefolgt sind, Dzlh (Gyula) gewesen sei. Die Glaubwürdigkeit der Quelle steht ausser Zwei­fel. Die Beschreibungen der mohammedanischen Geographen dienten im allgemeinen einem prak­tischen Ziel, die Reisenden und Kaufleute zu orientieren. Zugleich finden wir in der Variante bei Gardizi und in der im Hudud al-Alam einen Aus­druck, der darauf hinweist, dass die erörterte Information von den Ungarn stammt; dort steht nämlich: wenn die Ungarn auf das jenseitige Ufer der Donau schauen, sehen sie das Nándor Volk. Der Volksname Nándor ist die von den Ungarn benutzte Benennung der Bulgaren. Die Erwähnung der beiden Fürsten der Ungarn zeigt, dass es sich hierbei um einen Fall des Doppel­königtums bzw. der Doppelherrschaft handelt. Um die Erscheinung des Doppelkönigtums zu verstehen, muss man sich darüber klar sein, dass das keine Eigenart einer Volksgruppe oder einer Kultur ist, sondern dass es in Gesellschaften auf verschiedenen Entwicklungsstufen und an den verschiedensten Gebieten vorkommt. Für die ein­zelnen Typen der Doppelherrschaft können fol­gende Beispiele angeführt werden: 1. In matriarchalen Gesellschaften ist es eine verbreitete Erscheinung, dass sich die Sippe in zwei exogame Fratrien teilt. Gleichzeitig taucht manchmal die doppelte Führung auf (z. B. Irokesen und Osaga-Indianer). 2. In matriarchalen Ackerbaugesellschaften kommt die doppelte Führung des Leiters der Männer­bünde und des Stammeshauptes vor (z. B. Mela­nesen in Neupommern). 3. Es kommt selten zu einer doppelten Führung, wenn die Herrschaft des Hauptes sakral wird (Japan, Chasaren). Bei der Herausbildung der sak­ralen Hertschaft spielt die Bestrebung des Hauptes eine Rolle, die Herrschaft seinen Nachkommen zu sichern. 4. Die Institution des Seniorats geht bei den Nomaden meistens mit der selbständigen Herr­schaft des Thronfolgers einher, was manchmal eine Doppelherrschaft über zwei selbständige Länder­teile ergibt (Hunnen, Türken, d. h. Köktürken). 5. Infolge der militärischen Organisation der Nomaden kann in nomadischen Stammesbünden eine Gliederung nach rechts und links zustande kommen, wobei aber das Bestehen der regierenden Oberherrschaft über beide Parteien im allgemeinen Hand in Hand geht (Türken). 6. Die Doppelherrschaft des belassenen Herr­schers eines unterworfenen Volkes und des Erobe­rers (Türken). In der Gestaltung des ungarischen Doppel­königtums spielen die Chasaren die entscheidende Rolle. Die Khagandynastie der Chasaren ist türki­scher Herkunft; und die Sitte, den Khagan ein­zusetzen, blieb sowohl bei den Türken wie bei den Chasaren jahrhundertelang bestehen. Das Doppel­königtum bei den Chasaren ist das Ergebnis der inneren Entwicklung im Hinblick auf die Dualität des machtlosen sakralen Herrschers bzw. des die Macht innehabenden Feldherrn, und der entschei­dende Faktor dieser Entwicklung, die sakrale Herrschaft, ist ein türkisches Erbe. Der Titel des Hauptkönigs der Ungarn, Kndh, blieb als Name des einen der 7 Heerführer in der Form Cmd, Cundu (lies: Künd, Kündü) in den ungarischen Chroniken erhalten. Diese Würden­bezeichnung lebt auch heute noch in der Form Kündü bei den Mongolen und den Altaier Türken. In der historischen Literatur konnte sie lediglich bei den Chasaren nachgewiesen werden; bei ihnen war der Kündü Khagan der Rang, der dem die Ober­herrschaft innehabenden Beg folgte. Dies zeigt, dass die Würdenbezeichnung Kündü bei den Ungarn chasarischer Herkunft ist. Vermutlich entstand der Titel, als der Kündü ursprünglich der Vertreter der Macht der Chasaren über den am Schwarzen Meer lebenden ungarischen Stammesbund war, der wie im allgemeinen alle den Chasaren unterworfenen Völker unmittelbar unter der Herrschaft des chasarischen Begs stand. Der eigentliche Leiter des ungarischen Stammes­bundes konnte der D°?lh, ungarisch Gyula, gewesen sein. Sein Name blieb bei Konstantinos Porphyro­gennetos in der Form yO*a:, in den ungarischen Chroniken in den Formen Gyula, Jula, erhalten. Die Würdebezeichnung Gyula kommt in der bulgari­schen Fürstenliste in der Form Dulo vor, als Name der herrschenden Sippe. Die enge Verbindung kennend, die zwischen den Ungarn (Ungar <^Onogur) und Onogur-Bulgaren bestand, können wir den Rangtitel Gyula als onogurischer Herkunft betrach­ten. Nachdem der ungarische Stammesbund unab­hängig wurde (um 830), wurde die Macht des chasarischen Kündü stufenweise nominell und neben ihm trat der Gyula in Vordergrund. Die ungarische Entwicklung ging etwas weiter auf dem Wege, der zur nominellen sakralen Herr­schaft des Hauptkönigs führte. Doch erreichte diese Entwicklung nicht den Grad wie bei den Chasaren. Der Grund liegt darin, dass die Ungarn­eine nomadische Lebensweise führten und im Stammesbund lebten. Auf einen geringfügigen Unterschied in der Machtstellung der beiden ungarischen Fürsten lässt die Angabe des Georgius Continuatus folgern, wonach der Gesandte des byzantinischen Kaisers, Leo des Weisen, im Jahre 894 unmittelbar vor der Landnahme mit zwei ungarischen Fürsten, mit Árpád und Kusan (Kouoáv/j) verhandelt hat. In der ungarischen historischen Literatur ist es eine allgemein angenommene Ansicht, dass der Name Kusan mit dem aus ungarischen Quellen bekannten Kur%an~Kurchan verglichen werden kann. Die Entwicklung Kusan > Kussan > Kursan > Kurcan erfolgte in der ungarischen Sprache ähnlich der in den Worten Schatte > ung. sacc > safe ; Y aschin g > ung. fassang >farsang; ung. hass> hárs; nyáss> nyárs ; a'tung. Vossian^> Varsány zustande gekom­menen Lautveränderung (geminata dissimilation). 36

Next

/
Oldalképek
Tartalom