Budapest Régiségei 12. (1937)

ÉRTESÍTŐ - Deutsche Auszüge 293-300

300 mit einem traubenlesenden Eros zu tun haben, unterliegt ja keinem Zweifel, wenn wir an die vielen verwandten Darstellun­gen der hellenistisch-römischen Malerei, der Relief- und Kleinkunst denken. Seitdem die hellenistische Kunst und Poesie, Alexandria an der Spitze, den Liebesgott zum Kinde umgebildet und vervielfacht hatte, spielten die schalkhaften kleinen Eroten lustig und humorvoll die Rollen der Erwachsenen, auch der Götter, und kamen so im Gefolge des Dionysos mit dem Weinstock in Ver­bindung. Die fettgepolsterten Formen un­seres traubenlesenden Knirpses sind lebens­voll und fein ausgeführt, die Federn an seinen kleinen Flügeln sorgfältig ziseliert. Das Reizvolle des Motivs wird noch erhöht durch den Kontrast, welcher zwischen den glatten, vollen Formen des sorglos lachenden Knäbleins und dem zottigen Fell des gierig fressenden Tieres besteht, das — wohl be­rechnet, zu dem Eros in Seitenansicht und eine Stufe tiefer gestellt — die andere Hälfte der Komposition ausfüllt. Der be­kannte, auch von der provinzialrömischen Kunst gepflegte Typus der laubfressenden Ziege betont den idyllischen Charakter der Darstellung. Nach ähnlichen plastischen Werken Um­schau haltend, können wir unserer maleri­schen Statuette als lehrreiches Vergleichs­stück eine kleine (room hohe) Marmor­gruppe der Cook'sehen Sammlung in Rich­mond zur Seite stellen, den «Eros in der Weinlaube», welchen A. Michaelis in die archaeologische Literatur eingeführt hat (Abb. 4 u. S. 14, Anm. 5). Die technisch raffiniert gearbeitete Gruppe ist römische Arbeit, wohl spätantoninisch, deren Vorbild aber in hellenistischer Zeit, aller Wahr­scheinlichkeit nach in Alexandrien entstan­den. Dorthin weist vor allem das Motiv der Laube mit den Eroten, welches die alexan­drinische Kunst (im Festzug des Ptolemaios Philadelphos, S. 16, Anm. 1) gestaltet und Theokrit (in den Adoniazusen) besungen hatte. Es ist klar, dass die Bronze von Aquincum in denselben Kreis gehört, dem die Richmonder Gruppe entstammt, beide sind späte Nachkommen eines hellenistischen Prototyps. Während aber das Marmorwerk dessen Züge offenbar treu bewahrt hat und als Kopie zu w x erten ist, besitzen wir in der Bronze die Arbeit eines freischaltenden römischen Kleinmeisters, der das anschei­nend sehr beliebte Motiv mehrfach um­bildete und vereinfachte. Vor allem ersetzte er die Weinstocklaube durch eine reben­umrankte Traubeneiche, womit die Kompo­sition italisches Gepräge und zugleich eine dominierende Hauptachse erhielt. Die Ge­stalt des Eros ist den Grössenverhältnissen des Baumes angepasst, der bockbeinige Pan stilgemäss in eine Ziege verwandelt. Die reizenden Figürchen der beiden Eroten und des bärtigen Satyrs, die im Gezweige der Laube die Trauben lesen, mussten bei der Vereinfachung den kleinen Maszen unserer Bronze zum Opfer fallen. Ein zweites Ver­gleichsstück, welches das Thema in anderer Gestaltung zeigt, bietet der sogen. Dionysos der Villa Albani an seiner Stütze (Abb. 6, S. 22, Anm. 3). Diese ist als Baumstamm gebildet und von einem Weinstock um­schlungen, daran oben ein stehender, un­geflügelter Eros nach einer Traube greift, während unten sein knieender Gefährte dem bockbeinigen Pan einen Korb Trauben reicht. Bei den zwei Marmorwerken, die wir zum Vergleich erwähnten, herrschen in der Dar­stellung die Figuren vor, bei der Bronze­statuette von Aquincum dagegen über­wiegt der mächtige Baum ; unter seiner, Alles überragenden Krone spielt sich die idyllische Szene mit dem kleinen Winzer und der Ziege ab. Es ist ein Bild aus dem Landleben, ein kleiner Ausschnitt aus der Landschaft mit Staffage, plastisch dar­gestellt, das uns an Porzellanarbeiten der Rokokozeit erinnert (S. 9, Anm. 3). Solche Unterordnung der Plastik unter malerische Ideen zeigen verschiedene Werke der deko­rativen Kunst der antoninischen Zeit, wie z. B. die mit Figuren und Getier belebten landschaftlichen Zusätze an der Basis des Farnesischen Stieres, die Flusslandschaft an der Gartengruppe des Fischers in der Villa

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