Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 52. (2007)

DÖBERL, Mario: Höfisch oder privat? Die Beschaffung und Wartung von Wägen am Wiener Kaiserhof in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

von einigen wenigen Gesellen, die dem Oberststallmeisterstab von Hoflieferanten leihweise zur Verfügung gestellt wurden, Unterstützung.* 7 Der Tätigkeitsbereich des in der Hofsattlerei beschäftigten Personals war darauf beschränkt, den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten, das heißt, die Fahrzeuge zu schmieren, nach deren Rückkunft von Ausfahrten auf Schäden zu kontrollieren, Wagenkerzen auszutauschen und kleinste Schäden zu beheben.8 Schon für größere Reparaturen mussten bürgerliche Handwerksmeister herangezogen werden. Ihre Kontaktperson war der Hofequipagen-Inspektor. Zu dessen weit reichenden, bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts nicht klar definierten Kompetenzen zählte unter anderem die Erhebung des Bedarfs an neuen Fahrzeugen und die Vergabe von Reparaturaufträgen. In seinen Aufgabenbereich fiel es auch, in den auswärtigen Werkstätten Kontrollen an den für den Hof verfertigten Arbeiten durchzuführen.9 Da sich herausstellte, dass der Equipagen-Inspektor mit all den ihm anvertrauten Geschäften überfordert war, assistierte ihm ab 1807 ein so genannter „Wagenbauaufseher“. Diese Stelle war damals neu geschaffen und mit einem fachkundigen k. k. Sattlergesellen besetzt worden.10 Im Unterschied zu den in der Hofsattlerei beschäftigten Handwerkern erhielten die den Hof beliefernden, auswärtigen Meister keine regelmäßige Hofbesoldung, sondern wurden gemäß ausgehandelten Preistarifen für ihre geleistete Arbeit entlohnt. Die meisten von ihnen waren in Wien ansässige, bürgerliche Handwerksmeister, denen durch ein vom Oberststallmeister ausgestelltes Dekret der Hoftitel verliehen worden war, nachdem sie bereits über einen gewissen Zeitraum ihre Fähigkeit bewiesen hatten, preiswerte und qualitätvolle Arbeit liefern zu können. Mit der Verleihung des Hoftitels wurden die Meister in die Reihen der „Hofkünstler, -handwerker und -lieferanten“ aufgenommen. Um sie besser von der Gruppe der fest bei Hof angestellten Handwerker unterscheiden zu können, sollen sie hier der Einfachheit halber als Hoflieferanten bezeichnet werden. Das Führen Höfisch oder privat? Die Beschaffung und Wartung von Wägen am Wiener Kaiserhof Sattler- und eine für Riemergesellen. In den publizierten Hofschematismen von 1803 bis 1818 ist um eine Sattlerstelle mehr als in der Zeit davor verzeichnet. Erst 1819 stiegen die im Hofschematismus angeführten Planstellen auf die vom Oberststallmeister angeführten Zahlen von vier beziehungsweise zwei. 7 Mehrere Hoflieferanten an Kaiser Franz I., Wien 1820 April 12, HHStA, OStA, C, 104, ZI. 801 aus 1820, unfol. 8 Ebenda; Oberststallmeisteramts-Kanzleidirektor Grill, Wien 1829 September 13, HHStA, OStA, C, 83, Fasz. 17, unfol. In den Zuständigkeitsbereich des Equipagen-Inspektors fiel außerdem die Aufsicht über die Hofzug-, Post- und Sänftenstallungen, die Einteilung des Personals sowie die Abrichtung der aus den Hofgestüten kommenden jungen Pferde. Oberststallmeister Kaunitz an Kaiser Franz I., Wien 1809 Jänner 24, HHStA, OStA, C, 100, ZI. 277 aus 1809, unfol.; Oberststallmeisteramts- Kanzleidirektor Grill, Wien 1828 Dezember9, HHStA, OStA, C, 109, ZI. 2 215 aus 1829, unfol. Iü Oberststallmeister Kaunitz an Kaiser Franz 1., Wien 1809 November 27, HHStA, OStA, C, 100, ZI. 289 aus 1809, unfol.; siehe auch Döb erl : Die Kutschen der Kaiser, S. 161. 117

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