Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
LECHNER, Elmar – NIKIRSA, Marija – OSACZUK, Sergij: Bestände des Staatlichen Archivs Chernivtsi/Czernowitz betreffend die Bildungsgeschichte in der österreichischen Epoche der Bukowina (1775–1918)
Elmar Lechner - Marija Nikirsa - Sergij Osaczuk DI. Die Mädchenlyzeen Sie stellten das den Mädchen bzw. Schülerinnen gewidmete schulischen Pendant zu den Gymnasien und Realschulen dar, ermöglichten also auch dem weiblichen Geschlecht der Bukowina eine höhere Bildung, ohne freilich zur Hochschulreife zu führen. 1. Das Städtische Mädchenlyzeum in Czernowitz: F. 274 Außer der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt stand den Mädchen zunächst nur eine 3- klassige kommunale höherer Töchterschule in Czernowitz zum Erreichen eines höheren Bildungsgrads zur Verfügung. Ihren Ausbau verdankt sie der Initiative des k. k. Bezirksschulinspektors der Stadt Czernowitz, dem Gymnasialprofessor Vinzent Faustmann. Auf seinen Antrag hin fasste der Stadtschulrat in der Sitzung vom 18. Mai 1896 den Beschluss, dem Gemeinderate die Umwandlung der bisherigen sogenannten höheren Töchterschule, welche eigentlich bloß eine Mädchenbürgerschule ist, in eine wirkliche, dem höheren Bildungsbedürfnisse der gebildeten weiblichen Kreise entsprechende höherer Töchterschule zu empfehlen. (Jahresbericht des öffentlichen städtischen Mädchen-Lyceums in Czernowitz, Czernowitz 1902, S. 1.) Dieser Beschluss wurde hauptsächlich auf Betreiben des rührigen, dem Czernowitzer Gemeinderat angehörenden Landesschulinspektor Dr. Karl Tumlirz - er war es, der das Organisationsstatut und den Lehrplan verfasste - 1898 in die Tat umgesetzt, sodass ab nun ein 6-klassiges höheres Mädchenlyzeum in Czernowitz bestand. Mit Erlass vom 30. Juni 1900 wurde ihm das Öffentlichkeitsrecht verliehen. 1918 erhielt das Lyzeum den Namen „Liceul municipiul de fete“, bald darauf den Namen „Oltea Doamna Liceul“; unter diesem Namen ist der Aktenbestand archiviert. Im Einzelnen besteht derselbe aus einem Register, wobei sich 27 Aktenstücke auf die Zeit der Zugehörigkeit des Buchenlandes zur österreichisch-ungarischen Monarchie bzw. auf die Jahre 1898 bis 1918 beziehen. Es finden sich Konferenzprotokolle der Schuljahre 1898/99 und 1899/1900, ein Verzeichnis der Lehrbücher und Lehrmittel für das Schuljahr 1900/01, Personalstandstabellen und Qualifikationsbeschreibungen der Mitglieder des Lehrkörpers, ein Konferenzprotokoll der Vorbereitungsschule vom 13. September 1906, Übersichtstabellen betreffend die Konfession und die Muttersprache der Schülerinnen für das Schuljahr 1915/16 und die Hauptkataloge für die Schuljahre 1903/04, 1905/06, 1907/08, 1908/09, 1910/11-1913/14 und 1915/16. 560