Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

MÜLLER, Mathias F.: Die Zeichnungen der Historia Friderici et Maximiliani

Die Zeichnungen der Historia Friderici et Maximiliani verfasst wurde. Demnach wurde von Karls guter Regierung Freigiebigkeit gegenüber dem Kriegswesen, aber auch gegenüber den Wissenschaften und der Kunst erwartet, genau so wie es ihm von seinen Vorfahren beispielhaft vorgelebt wurde. Daher zeigt denn auch dieser Kodex ganz ähnlich der kaiserlichen Autobiografie des Weißkunig die handelnden Persönlichkeiten in bildlicher Ausprägung und im Schrifttum sowohl als kriegstüchtige Heerführer, als auch als Patrone der Kunst und Wissenschaft, eben als Abbild guter Regenten. Diese repräsentative Zurschaustellung der Leistungen Friedrichs III. und Maximilians I. inszeniert bewusst Macht, wobei nicht nur der politische Anspruch des Hauses Österreich zu erkennen ist, sondern es wird zugleich verdeutlicht, in welcher Weise die dargestellte Herrscherfamilie mit dem von ihr regierten Territorium verknüpft ist.6 n. Die Historia ist aber nicht nur wegen ihres kulturhistorisch bzw. humanistisch­allegorischen Inhaltes und wegen der Einblicke, die sie uns in die Entstehungsgeschichte eines für damalige Verhältnisse äußerst ambitionierten Werkes gibt besonders wertvoll, sondern auch aus kunsthistorischer Sicht höchst bedeutsam. Dies deshalb, da sie sechsundvierzig den Text illustrierende, außerordentlich qualitätvolle Handzeichnungen enthält, welche die Forschung dem Regensburger Meister Albrecht Altdorfer selbst oder aber einem nicht namentlich bekannten Künstler aus dessen Umkreis zuschrieb. Allerdings besteht in der Fachwelt bis heute keineswegs Einigkeit darüber. Aber auch die Frage, ob die Historia eine Reinschrift oder doch nur ein Entwurf sei, wurde kontrovers diskutiert. Otto Benesch beispielsweise vertrat die Meinung, dass es sich bei dem ausführenden Künstler um eine von Albrecht Altdorfer unabhängig agierende Künstlerpersönlichkeit handle und gab ihm zunächst den Notnamen Meister der Historia Friderici et Maximiliani. Zudem meinte Benesch, die Historia sei, so wie sie heute vor uns liegt, bereits der textlich und zeichnerisch abgeschlossene Kodex für den Kaiser. In weiterer Folge versuchte er die Identifizierung des Zeichners mit dem Meister von Pulkau (Niederösterreich) als frühesten und bedeutendsten Nachfolger Altdorfers in Österreich und schrieb ihm schließlich ein umfangreiches, aber meines Erachtens sehr unhomogenes Oeuvre zu, welches sich bis heute fast unwidersprochen in der Forschung behaupten konnte.7 Zuletzt setzte sich 6 Vgl. Müller, Mathias F.: Objektbeschreibungen der Kat. Nm. 13, 14, 15 und 16 (Ehrenbogen, Triumphzug und Grabdenkmal Kaiser Maximilians /.). In: Kaiser Karl V. Macht und Ohnmacht Europas. Ausstellungskatalog. Bonn-Wien 2000, S. 117-121. 7 Benesch - Auer: Historia, S. 39-83. Dieser Meinung schloss sich Franz Winzinger vorbehaltlos an: Winzinger, Franz: Albrecht Altdorfer. Zeichnungen. Gesamtausgabe. München 1952, S. 54-56 u. S. 101-104, dort auch ältere Literatur zitiert. Vgl. auch Oettinger, Hans: Altdorfer Studien, 11

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