Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 49. (2001) - Quellen zur Militärgeschichte – 200 Jahre Kriegsarchiv

HILLBRAND, Erich: Das Kriegsarchiv von 1945 bis zur Jahrtausendwende

Das Kriegsarchiv von 1945 bis zur Jahrlausendwende Ingenieur-Militärakademiker, um Intervention. Und man hatte Erfolg: es kam le­diglich für einige Zeit zur Abtretung eines Teiles des Hauses samt dem Festsaal. Jedoch schon im Folgejahr trachteten Vertreter der Besatzungsmacht neuerlich nach Räumen des Archivs. Dieses Mal aber verhinderte die Anwesenheit der In­teralliierten Archivkommission weitere Einschränkungen.” Daneben kam es - schon allein seines Namens wegen - immer wieder zu Versu­chen, das Archiv, wenn schon nicht aufzulösen, so doch hinsichtlich seiner Bestän­de und seiner Bedeutung zu beschneiden. Die Österreichische Nationalbibliothek beispielsweise trachtete im Frühjahr 1946 nach der Vereinigung der weltweit zu den bedeutendsten Kollektionen ihrer Art zählenden Kartensammlung’4 mit ihrer eigenen, da das Archiv ihrem Vernehmen nach ohnehin vor der Auflösung stünde. Glücklicherweise konnte man alle diese Vorhaben verhindern, nicht zuletzt Dank der nach dem Ersten Weltkrieg mit den einzelnen Nachfolgestaaten des Habsbur­gerreiches geschlossenen Archivverträge und der Interalliierten Archivkommission, die während ihrer Tätigkeit jegliche Veränderung in den Beständen verboten hatte. Das ersteren darin eingeräumte Mitspracherecht blieb weiterhin in Geltung, zählten ja sämtliche formell zu den Siegermächten.’5 Nach Beendigung der sich bis 1947 hinziehenden Tätigkeit der Interalliierten Ar­chivkommission’6 konnte man endlich die unterbrochene Rückführung fremder sowie die Heimholung der ausgelagerten eigenen Archivalien fortsetzen und im Wesentlichen 1950 bis 1960 beenden.’1 Dabei musste man aber bedauerlicherweise nicht unbedeutende unwiederbringliche Verluste verzeichnen. So gingen Akten der Generalkommandos 1782-1920, des Militärgerichtsarchivs 1790-1920, der Quar­tiermeisterabteilungen 1915-1918, des Ersten Österreichischen Bundesheeres so­wie Bestände der Bibliothek verloren. Ferner kehrte ein Großteil der Katastralmap- pen von Niederösterreich nicht zurück.’* * 36 37 38 ” Schon im Juli hatte man kurzfristig Räume beschlagnahmt. KA, Reg., ZI. 1657/45,- Eine neuerli­che Einquartierung erfolgte im Dezember des Jahres. Ebenda, ZI. 2088/45, 108/46, 133/46, 805/46, 849/46. Ausführliches zu den Raumproblemen findet sich bei Winter: Das Kriegsar­chiv, S. 156 - 158. 14 Mit Rücksicht auf deren internationalen Rang nahm man 1952 das Kriegsarchiv in das Österrei­chische Nationale Komitee der Union Géographique Internationale auf. Hillbrand, Erich: Die Kartensammlung des Kriegsarchivs Wien. In: MÖStA 28 (1975), S. 183 - 196; Hillbrand, Erich: Österreichisches Staatsarchiv - Kartensammlung des Kriegsarchivs. In: Handbuch der Hi­storischen Buchbestände in Österreich 2, bearb. von Wilma Buchinger und Konstanze Mittendor­fer. Hildesheim u.a. 1995. S. 185 - 188. " KA, Reg. ZI. 363/46; H i 11 brand : Die Kartensammlung des Kriegsarchivs Wien, S. 191. 36 KA, Reg. ZI. 727/47. 37 Die in Znaim-Klosterbruck verlagerten und an Polen ausgelieferten Bestände kamen nach lang­wierigen Verhandlungen erst 1960 zurück. KA. Reg. ZI. 35868/59. 23324/60. 38 Inventar des Kriegsarchivs Wien, Bd. I„ S. 13. 47

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