Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)
RAUSCHER, Peter – STAUDINGER, Barbara: Der Staat in der frühen Neuzeit. Überlegungen und Fragen zu aktuellen Neuerscheinungen der deutschen Geschichtswissenschaften
japanischen Krieg zeigt, zunächst nur diplomatische Schritte setzen. So wurde der Abschluss eines Handelsvertrages mit Russland durch schöngefarbte japanophile Meldungen, diesfalls in der „Zeit“, gefährdet. Durch Intervention des „Literarischen Büros“, das dem Kaiser direkt unterstellt war, konnte der Riss noch gekittet werden. Um den Agenten-Informantenapparat der Regierung zu erhalten, war ein „Dispositionsfond“ geschaffen worden, über den das Aussenministerium verfugte. Dem Ministerrat stand der Geheimfond des Präsidialbüros offen. Die Regierung versuchte auch die ausländische Presse, besonders in Frankreich, Italien und am Balkan zu beeinflussen. Die Erfolge bezeichnet Edith Walter als „mäßig“ und beschreibt als (sehr erfolgreiches) Gegenstück den „Reptilienfonds“ Bismarcks. Der Name stammt von der Benennung „Reptilien“, mit der Bismarck einige hannoversche Journalisten bedachte. Er verachtete diese, kaufte sie aber mit den Zinsen aus dem beschlagnahmten „Weifenfonds“. Da neben den Journalisten auch die Börsianer gering geschätzt waren und in beiden Gruppen Juden sehr erfolgreich waren, bekam der Antisemitismus auch hier neue Nahrung. Mit diesem Exkurs geht Frau Walter zur „Zusammenfassung“ über und zitiert den Ausspruch Ferdinand Lassalles, dass die Zeitung nicht nur ein „kapitalistisches Großunternehmen“, sondern auch „ein Kramladen, der Publizität verkauft“, sei. Jedem am Bild der vergangenen Monarchie Interessierten, der zum vollständigen „Bild“ auch hinter die Kulissen blicken möchte, ist die Lektüre dieser Arbeit zu empfehlen. Freilich wird dieser Blick nur einen kleinen, aber sehr einflussreichen Teil der Jahre etwa 1860 bis 1914 erfassen. Fritz Prasch, Wien Brix, Emil - Fischer, Lisa (Hrsg): Die Frauen der Wiener Moderne. Wien-München, Verlag für Geschichte und Politik 1997. 242 S. Die Frauen der Wiener Moderne sind ein beachtlicher Sammelband, der die Lebens- und Arbeitssituation von Künstlerinnen, Politikerinnen, Schauspielerinnen beschreibt. 16 Autorinnen sind in einem Sammelband vertreten. In vielleicht nach höherem Ausmaß als bei der Männerwelt war das Thema „Frau in der Wiener Moderne“ bekanntlich Sache von wenigen, und dazu in der großen Mehrzahl von Frauen aus den gehobenen Schichten und begüterten Häusern. (Sagarra, 1977, 14) Wer waren diese Frauen und woher kamen sie? Sehr viele Beiträge widmen sich den schreibenden Frauen: Ursula Kubes-Hoffmann (1997) beschreibt Helene von Druskowitz und Rosa Mayreder, Druskowitz, eine österreichische Philosophin und Lesbe, sowie Mayreder waren Vordenkerinnen der politischen Parole „das Private ist politisch“, nur konnte Mayreder innerhalb der politischen Arbeit im Wiener Rathaus diese Parole schneller durchsetzen. Gemeinsam war beiden die Einsicht, 432 Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48/2000 - Rezensionen