Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)
RAUSCHER, Peter – STAUDINGER, Barbara: Der Staat in der frühen Neuzeit. Überlegungen und Fragen zu aktuellen Neuerscheinungen der deutschen Geschichtswissenschaften
„dass der feministische Opfer-Täter Diskurs je nach der Zeit, in der man lebt, seine Opfer abverlangt, [...]“ (Kubes-Hofmann, 1997, 135) Die berühmtesten Autorinnen wie Mayreder, Asenijeff sowie Meisel-Hess beschreibt Spreitzer 1997. Allen gemeinsam ist ein sorgsamer Umgang mit Literatur und Bestsellerauflagen nach der Jahrhundertwende: Meisel-Hesse schreibt zur Jung-Frauengeschichte Fanny Roth und Asenijeff Tagebuchblätter einer Emanzipierten. Am Beispiel Fannys analysiert Meisel-Hesse auf überzeugende Weise die destruktiven Mechanismen der bürgerlichen Ehe durch die das kreative Potential von Frauen gehemmt wird, selbst als sie theoretisch wieder Zeit zum Komponieren hätte, [...] (Spreitzer, 1997, 148) Innerhalb der Frauenbereiche selber gibt es keinen Meinungsaustausch, hingegen haben sich die progressiven Schriftstellerinnen dem Paradigma der österreichischen Moderne, der Problematik der Identitätskrise gestellt, unbekannt blieben sie trotzdem. Die berühmten Schauspielerinnen wie Adele Sandrock und Eleonore Düse werden von Claudia Balk dargestellt. Die Schauspielerinnen waren Objekt enthusiastischer Verehrung, die als Kopie von Sarah Bemardt heranzuziehen ist. Sandrock im Hofburg-Theater sowie Düse zeigten eine besondere Nähe zum psychischen Schmerz und zur Realität in den Figuren. Die Ausstellung „Die Kunst der Frauen“ 1910 war in keinerlei Zusammenhang zu den genannten Kunstgattungen durchgeführt worden. Sie reflektierte auf Grund des großen Erfolgs Wiener Künstlerinnen die Tagespresse, Bücher, Artikel etc. und war retrospektiv, international und didaktisch und zeigte Frauenwerke ab dem 16. Jahrhundert. Die Kritiker sahen die Weiblichkeit am meisten im Portrait und in den Fotografien vertreten. Sabine Plakolm-Forsthuber (1997) berichtet über drei Bildhauerinnen: Teresa Feo- dorowna Ries, Ilse Twardowksi-Conrat und Elza Köveshazi-Kolmar, die zwischen 1900 und 1914 die wichtigsten Bildhauerinnen waren. 1920 übersiedelte Köveshazi-Kolmar endgültig nach Budapest, die beiden anderen blieben in Wien. Obwohl die Anerkennung der drei Künstlerinnen lange auf sie warten ließ, wurden sie dennoch nur als anständige Figuren wahrgenommen und überliefert. Dass den Plastiken die Urheberinnenschaft kaum zum Vorteil gereichte, konnte an Ries Erfahrungen demonstriert werden. (Plakolm-Forsthuber, 1997, 192) Das seltene Metier Bildhauerei warfen zum ersten Mal die Unvereinbarkeitsfrage zwischen Kunst und Mutterschaft auf, hingegen hat die Kunstgeschichte offiziell die Werke als Provinz österreichischer Kunst bezeichnet. Humikowa Elizbieta (1997) berichtet über die polnische Literatur in Österreich, denn „es gab keine wesentliche Sprachbarriere, da die damalige Intelligenz verschiedener Fremdsprachen, darunter die deutsche Sprache, mächtig war.“ (1997, 195) Stanislaw Przybyszewski, Jan Kasprowicz, Kazimierz Przerwa- Tetmajer sowie zahlreiche Maler, Schriftsteller, Philosophen, Denker, Intellektuelle und Musiker lebten in Wien. Gemeinsam war ihnen die Exilierten Existenz, die durch die Dichterinnen geschaffene Poesie und die Problematik der Verweigerung der Mutterschaft. Über die literarische Ausdrucksweise entschieden die politischen Bedingungen, die Situation der Familie etc. Lisa Fischer (1997) beschreibt in ei433 Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48/2000 - Rezensionen