Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)
RAUSCHER, Peter – STAUDINGER, Barbara: Der Staat in der frühen Neuzeit. Überlegungen und Fragen zu aktuellen Neuerscheinungen der deutschen Geschichtswissenschaften
von Holz, Baumwolle, Getreide und Leder, die Schwer- und die Montanindustrie waren kaum vertreten. Die Harmonie zwischen den Kaufleuten - aller Vermögensklassen - und der Regierung war nicht immer gegeben und so kam es zu Beschwerden und Rekursen der Handelstreibenden gegen die Behörden. Diese Untersuchungen machte der Autor mit dem Beispiel von 269 Fällen. Ebenso zahlreich sind die Beispiele der Schwierigkeiten durch marken- und musterschutzrechtliche Verstöße, mit welchen der empirisch-statistische und umfangreichste Teil der Arbeit schließt. In der Zusammenfassung - der „kollektiven Dimension“ - und den „Schlußfolgerungen“ gelangt Raptis zum großen und wichtigen Einfluss der im 19. Jahrhundert immer bedeutender gewordenen Kaufmannschaft auf Produktion, Wirtschaft und das Sozialgefüge der Monarchie. Der Autor zeigt in seiner Arbeit im Beispiel Österreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dass dem Handel wesentlich mehr Funktionen zukommen als bloße Waren- und Geldverteilung. Der Stil der Arbeit beschränkt jedoch - leider! - den Leserkreis auf solche, die mit der Lektüre wissenschaftlicher Arbeiten vertraut sind. Fritz Prasch, Wien Walter, Edith: Österreichische Tageszeitungen der Jahrhundertwende; ideologischer Anspruch und ökonomische Erfordernisse. Wien-Köln, Böhlau-Verlag 1994, 204 S. In dieser Arbeit versucht die Autorin das „[...] vielleicht interessanteste Segment dieser Zeit“ einer gründlichen und objektiven Untersuchung zu unterziehen. Beim „gründlichen“ ist dieser Versuch vollkommen gelungen. Bei diesem Thema vollkommen objektiv zu bleiben, ist wohl schon durch die meinungsbeeinflussenden Emotionen, die jede Zeitung hervorruft, unmöglich. „Die Armee eines Staatsmannes ist die öffentliche Meinung“. Diese Formulierung eines Leitartikels der Tageszeitung „Die Zeit“ aus 1902 umreißt die Bedeutung der Zeitung als wirkungsvollstes meinungsmachendes Instrument in der Epoche vor dem Radio und dem Fernsehen. An detailliert beschriebenen Beispielen von nahezu zwei Dutzend Blättern in Wien und Graz in den Jahren vor und um 1900 zeigt die Autorin diese Funktion. Vorangestellt sind „die Rahmenbedingungen“. Neben den Sanktionen des Pressegesetzes von 1862 versuchte bereits die 1859 gegründete „Concordia“ auch die „Sieben Plagen“ der Presse - von der Konfiskation über Zeitungsstempel und Inse- ratensteuer bis zur gänzlichen Unterdrückung der journalistischen Arbeit zu mildem. Die Letzte der „Plagen“ konnte erst um 1900 beseitigt werden. Ein entscheidender Impuls in Richtung moderne Presse war die 1835 begonnene Gründung von Nachrichtenuntemehmungen (Havas/Paris). Es folgten 1848 AP/USA, 1849 Korre430 Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48/2000 - Rezensionen