Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)

PASETZKY, Gilda: Zwei Wiener Jakobiner und ihre Reise nach Frankreich

Gilda Pasetzky Deutsche zu einem antiaristokratischen Gleichheitsbund“’2 und hoffte damit die aristokratische Kriegspartei derart zu schrecken, dass sie sich um einen schnellen Frieden bemühen würden.") Held und Denkmann waren sich aber auch der Gefahr bewusst, in die sie sich damit begaben. Denn dem Polizeiminister, Graf Pergen, war ihr Reiseziel nicht unbekannt geblieben, und er ließ beide bereits überall suchen.’4 Sie versuchten daher, die Schweiz möglichst schnell zu verlassen. Das jedoch gestaltete sich aus­nehmend schwierig, da Frankreich Bürgern einer feindlichen Krieg führenden Macht die Einreise untersagte. Als die Sache gänzlich ausweglos schien, - zurück nach Österreich konnten sie nicht mehr und nach Frankreich wollte man sie nicht lassen - setzten sie alles auf eine Karte, begaben sich zum ersten republikanischen Truppenposten und baten den dortigen Commissaire, sie zu verhaften. Als Gefan­gene, so hofften sie, würden sie dem Wohlfahrtsausschuß vorgeführt werden und könnten so ihren Plan erklären.’5 So weit kam es dann allerdings doch nicht, aber es war wohl dieser Hartnäckigkeit und ihrem Mut zu verdanken, dass schließlich General Barthélemy Schérer selbst ihre Weiterreise nach Paris ermöglichte.’6 Am 9. Mai 1794 kamen sie endlich in Paris an und begaben sich sofort zum Comité de salut public. Doch es war bereits vier Uhr vorbei und die Sitzung been­det. Dennoch gelang es ihnen, von dem Beauftragten in Kriegsangelegenheiten, Lazare Camot, empfangen zu werden. Worum es bei dieser Unterredung genau ging, ist aus den Quellen nicht ganz ersichtlich. Held selbst schreibt darüber nur, dass sie Camot, da kein Dolmetscher anwesend war, und sie nicht gut genug Fran­zösisch sprachen, ihr Projekt nicht darlegen konnten. Es gibt jedoch einige Indizi­en, aus denen man schließen könnte, dass Held und Denkmann ihr „Geheimnis“ nicht ganz bedingungslos preisgeben wollten. Immerhin gelang es ihnen im Laufe dieser Unterredung, Camot so weit für ihr Projekt zu interessieren, dass er ihnen eine Aufenthaltsgenehmigung für zehn Tage ausstellte.’7 Einige Tage vergingen, ohne dass die erhoffte Antwort eintraf. So nahmen sie mit verschiedenen anderen Mitgliedern der Komitees Kontakt auf - unter anderem 32 * 34 35 36 37 32 Vollständig abgedruckt in: Körner: Wiener Jakobiner (siehe Anm. 17), S. 32-40. ” HHStA, VA 8 (alt 7-8), Verhörsprotokoll Riedels (siehe Anm. 16), fol. 81 f., siehe Anhang 1. 34 Österreichisches Staatsarchiv Wien, Kriegsarchiv, Hofkriegsratsprotokolle, 1794/G, Bd. 2968, S. 6412/1-3. Das bedeutet, dass die Polizei schon Ende April von der Reise wusste. Der Brief Tassaras vom 29. Mai (siehe Anm. 30) und der Bericht Degens vom 25. Juni (siehe Anm. 24) konnten diese Tatsache also nur bestätigen. 35 AN, AF II, 57, pl. 415, piece 28, siehe Anm. 25. 36 Ebenda. 37 Dieser findet sich in: Recueil des Actes du Comité de Salut public avec la Correspondance officielle es Représentants en Mission et le Registre du Conseil exécutive Provisoire [in Hinkunft: CdSP], hrsg. von Aulard, Francois Alphonse: tome XIII, S.388. Séance du 20 floréal an II - 9. Mai 1794. 356

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