Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)
LILLA, Joachim: Die Vertretung Österreichs im Großdeutschen Reichstag
Die Vertretungen im Grossdeutschen Reichstag fried Uiberreither, SA-Führer Felix Urstöger, SA-Gruppenfiihrer Eugen Werko- witsch, NSKK-Brigadeführer Kurt von Barisiani, SS-Oberfiihrer August Meyszner, SA-Oberführer Karl Straßmayr. Drei Mandate entfielen auf (13) Vertreter des „Reichsnährstandes“, Bauemfüh- rer, Bauern usw.: Johann Esel, komm. Gaubauemfuhrer Sepp Hainzl, Gaubauem- ftihrer Ferdinand Kemmaier. Ein Mandat entfiel auf (6) Vertreter der angeschlossenen Verbände der NSDAP u. a.: Viktor Band (RAD). Zwei Mandate entfielen auf (3) ehemalige Offiziere (ohne Polizei): Feldmarschall-Leutnant Dr. Carl Freiherr von Bardolff, Oberleutnant d. Res. Paul Hudl. Fünf Mandate entfielen auf (19) höhere Beamte und sonstige Angehörige von „Funktionseliten“ in Österreich: Vizebürgermeister von Wien Franz Blaschke, Ingenieur Karl Breitenthaler, Professor Hermann Foppa, Oberpolizeirat Leo Gotz- mann, Rechtsanwalt Dr. Walter Pfrimer. Sechs Mandate entfielen auf (13) sonstige Angehörige des öffentlichen Dienstes und vergleichbare Funktionäre: Karl Ahomer, Hans Diesenreiter, Johann Mikula, Otto Raber, Hans Schmidhofer, Franz Theissenberger. Fünf Mandate entfielen auf (32) sonstige Berufe: Hans Eisenkolb, Karl Paul Gebhardt, Max Kalcher, Michael Pirker, Christian Straubinger. Hinsichtlich der Verteilung der insgesamt 73 Abgeordneten (aus „Listen I und III“) auf einzelne Berufsgruppen - im Unterschied zu unserer bislang vornehmlich funktionellen Zuordnung im Hinblick auf die Parteiorganisation - kommt Stimmer69 70 zu folgendem Ergebnis: 38 Prozent Beamte, 25 Prozent Angestellte, 11 Prozent selbständige Akademiker, 7 Prozent Industrie, Gewerbe und leitende wirtschaftliche Positionen, 5 Prozent Großgrundbesitz, 14 Prozent Arbeiter™. Bemerkenswert ist, dass die Verteilung der Berufsgruppen in etwa der der insgesamt 31 nationalsozialistischen Landtags- und Bundesratsmitglieder im Jahre 1932 entspricht. Neben einer langjährigen, teilweise illegalen Betätigung für die NSDAP lässt sich als bedeutendste Gemeinsamkeit bei der Mehrzahl der aus dem Wahlkreis Österreich in den Reichstag eingezogenen Abgeordneten feststellen, dass - soweit aus den biographischen Berichten ersichtlich - immerhin 42 zwischen 1933/1934 und 1938 zeitweise in Anhaltelagem interniert oder in Gefängnissen inhaftiert waren, von den letzteren acht Abgeordnete, die im Zusammenhang mit der Ermor69 Stimmer, Gemot: Eliten in Österreich 1848-1970. 2 Bde. Wien-Köln-Graz 1997 (Studien zur Politik und Verwaltung 57/1, II), Bd. 2, S. 736 f. (auf der Basis der von Gerhard Botz erhobenen und analysierten Daten). 70 Wobei erstaunt, dass hier die Bauern fehlen: Immerhin zogen mit Esel, Hainzl und Kemmaier drei Bauern in den Reichstag ein, die bei Stimmer möglicherweise an anderer Stelle subsumiert worden sind. 245