Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.
Christian Sapper die Meittingische Erbschaft, die von einem Herrn Tyrol beansprucht wird und eine Schuld Ranfts bei dem verstorbenen Juden Meusl. Da sich nur Protokolleintragungen und keine Akten erhalten haben, wird die Sache nicht ganz klar, es scheint aber so, als ob Ranft mehr getan hätte, als nur kaiserliche Befehle an den böhmischen Kammerpräsidenten falsch weitergeleitet zu haben. Er dürfte zu seinem Vorteil eine Arretierung der Meittingischen Gelder verursacht haben.263 Den Kammerdienern von Rudolf II. boten sich zu halblegalen Geldgeschäften ja viele Möglichkeiten. Christoph Ranfts erste Gattin muß vor 1603 gestorben sein, denn im Jahre 1603 heiratet er ein zweites Mal - diesmal die wohlbekannte Anna Maria da Strada2“, langjährige Geliebte des Kaisers und Mutter zumindest zweier Söhne. Der um 18 Jahre ältere Christoph Ranft bringt auch wenigstens zwei Söhne in die Ehe mit. Inwieweit der Kaiser diese Ehe goutiert, gefordert oder erzwungen hat ist natürlich nicht aktenkundig - sie dürfte jedenfalls nicht gegen den Willen der beiden Eheleute zustande gekommen sein - zwölf gemeinsame Kinder sprechen eine deutliche Sprache. Im Sommer des Jahres 1605 beginnt sich die mächtige Prager Kamerilla selbst zu zerfleischen. Der einflußreiche Kammerheizer Bartholomäus Blasl, auch ein Günstling des Kaisers, war mit Philipp Lang, dem ersten Kammerdiener des Kaisers in Streit geraten. In seiner ersten Aussage belastet Ranft zuerst den Heizer, bei der Gegenüberstellung aber wechselt er die Seite und sagt zu dessen Gunsten aus265, wodurch er den mächtigen Lang belastet. Der schwört erbitterte Rache: Er wolle sein Kopf nit sanft legen, bis er den Ranft [...] aus der Kammer bringen mögen [...] Er wolle dem Ranft [...] das Herz aus dem Leibe fressen.266 Lang setzt sich zunächst durch - am 24. Oktober wird Ranft vom Hof gefeuert.267 Er kommentiert dies mit den Worten: Ich bin ihm [Lang] ein Spieß in Augen gewest, bis er mich semptlichen samt meinem Weib und sechs unerzogenen Kindern schelmischer heimlicher Weise bey Ihrer May- estät verkleinert und unwahrhaftig angeben und wegbracht und mich so des Dienstes beraubt hat.268 Aber auch Langs Stern strahlte nicht ewig. Die 6. Supplik von Ranft um Rehabilitation ist erhalten - und hat vermutlich seinen Wiederaufstieg eingefeitet. Im Juli 1608 schrieb Ranft von Wyschehrad (Vysehrad) aus an den Kaiser, daß er ihm von Jugend an stets treu gedient habe, bis er am 24. Oktober 1606 ganz unverhofft entlassen wurde. Bis jetzt habe er fünf Suppliken um eine Versorgung eingebracht, 263 HKA, HF-Prot, w. Nr. 547, fol. 484 und 526, Akt fehlt. 264 HHStA, RHR, Privilegia Varii Generis 1/10, fol. 80-87. 265 HHStA, Lang-Akten 8, fol. 695. 266 HHStA, Lang-Akten 7, Konv. A, fol. 18L 267 HKA.Nö. HA, W61C/18, fol. 10. 268 HHStA, LangAkten 7, Konv. F, fol. 12r. 40