Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.

Kinder des Geblüts - die Bastarde Kaiser Rudolfs II. Herzmanovsky-Orlando, er war aber damals hoch angesehen und mit einem sehr guten Gehalt und Kost und Quartier bei Hofe verbunden. Am 10. Oktober des gleichen Jahres heiratet Christoph Ranft und erhält eine Hochzeitsverehrung von 10 Gulden und 30 Gulden Quartiergeld - an Stelle eines Hauszinses.256 Der Ehe entspringen mehrere Kinder, von denen zwei Söhne ein höheres Alter erreichen werden. Am 12. Juli 1591 ersucht er um einen Wappenbrief und die Lebensfähigkeit; die­se ist für den Kauf einer Herrschaft notwendig - anscheinend ist er schon so gut situiert, daß er an eine solche Erwerbung denken kann. Dem Ansuchen, dem statt­gegeben wird, ist eine farbige Wappenzeichnung beigelegt - sie zeigt ein weißes Windspiel.257 Im Herbst des Jahres 1598 verliert er zuerst den Vater, der seit 1594 auch Hof- und Kammerfußbote war und bald darauf auch seine Mutter, sodaß er den väterli­chen Besoldungsrest allein bezieht.25* 1599 wird er zum Untergarderobier mit 12 Gulden monatlich befördert und be­hält dazu noch seine Stellung als Stiefelwischer.259 260 Als Inhaber dieser Stellen erbit­tet er im November des gleichen Jahres die Bestätigung der Nobilitation, die ihm zuvor von der böhmischen Kanzlei erteilt worden war. Er will eine kaiserliche Bestätigung seines Adels, des Prädikats von Wiesenthal und der Freiheit, mit rotem Wachs siegeln zu dürfen. Dem Gesuch ist wieder eine Wappenzeichnung, ein wei­ßes Windspiel wie schon 1591, aber diesmal von den Lettern M. und R. flankiert, beigelegt. Das Gesuch scheint eine reine Formsache gewesen zu sein, denn er un­terschreibt schon mit seinem vollen Titel. Die Bestätigung erfolgte am 14. Dezember 1599 durch den Dorsalvermerk fiat.m Am 1. August 1600 erfolgt die nächste Beförderung, die zum Kammerdiener und Obergarderobier mit monatlichen 20 Gulden; daneben bleibt er auch noch besol­deter Stiefelwischer.261 Im November des gleichen Jahres erhält er eine finanziell sehr interessante Gnade: er soll jährlich 225 Pfünd Heller aus der Stadtsteuer von Kempten erhalten - und dies auf Lebenszeit.262 Das bedeutet, daß sein Gehalt ver­doppelt wird und daß er eine Einnahme hat, die von kaiserlicher Gnade oder (mangelnder) Finanzkraft unabhängig ist. Im Jahr 1602 steht er im Mittelpunkt eines kleineren Finanzskandals. Es geht um 256 HKA, HZAB 41, fol. 165 und HZAB 42, fol. 413. 257 AVA, Reichsadelsakt Ranft, 12. Juli 1591 (in Prag). 256 HKA, HZAB 45, fol. 314 und HZAB 46, fol. 283. 259 HKA, HZAB 50, fol. 289 und HZAB 51, fol. 220. 260 AVA, Reichsadelsakt Ranft, 10. Augsut 1610. 261 HKA, HZAB 52, fol. 282. 262 ÖNB, Siegelbuch 7690, fol. 17R 39

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