Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.
Kinder des Geblüts - die Bastarde Kaiser Rudolfs II. diener Lang vom 10. Dezember 1606 entnehmen: Weil mein Weib jetzt ohnehin in Krumau und nicht weit von Neuhaus entfernt ist, so könnte solche Person [= Donna Carolina] jetzt abgefordert werden. In den sechs Wochen, dieweil ich meine Sach zu Hause richte, so wollte mein Weib sie herfürputzen und auf die Reis auch [...] kleiden lassen, denn wie sie sie zu Neuhaus gesehen, soll ziemlich schlecht aufziehen, daß es eine Schand wäre, also hinauf ein solches Frauenzimmer zu führen.105 Am 28. Jänner 1607 kann Krauseneck melden, daß er und seine Frau in Neuhaus die anbefohlene kaiserliche Kommission, nämlich bei Ir Gnaden der Alten Frauen zu Neuhaus die Abforderung des Fräulein Caroline verrichtet haben. Der Kaiser dankt der Frau von Neuhaus für die Erziehung seiner Tochter Carolina und schreibt, daß er sie auch gerne bei ihr gelassen hätte, doch müsse sie in fremde, ferne Länder reisen. Die Neuhaus hat Caroline noch mit einer überaus reichhaltigen Aussteuer bedacht.106 Bei Neuhaus handelt es sich um die alte Witikonische bzw. Rosenbergische Herrschaft Neuhaus im Kreis Tabor. Adam II. von Neuhaus wurde 1585 Oberstkanzler, 1593 Oberstburggraf und starb 1596 zu Prag. Seine Gemahlin Katharina, Gräfin von Montfort - vielleicht die alte Frau von Neuhaus - schenkte ihm einen Sohn und eine Tochter. Die Tochter Lucia Ottilia Witkowice (die letzte Witikonin) ist seit 1604, nach dem kinderlosen Tod ihres Bruders, Herrin auf Neuhaus. Sie heiratet 1602 Wilhelm Slawata107 (den künftigen „Fensterstürzer“) und erhält vom Kaiser eine Hochzeitsverehrung, die mit 2 000 Gulden ganz ungewöhnlich hoch ist.108 Dieses Geschenk, der Erziehungsort Neuhaus, die Aussage, daß der Kaiser Carolina gerne dort gelassen hätte und die reiche Aussteuer, die Carolina von der Frau Lucia von Neuhaus erhält, lassen mich vermuten, daß vielleicht sie Carolinas Mutter war. Aus einem Bericht vom 26. Februar 1607 an den Herzog Maximilian von Bayern erfahren wir, warum Rudolf II. die Tochter aus dem schönen Neuhaus holen ließ: Franz Thomas Graf von Cantecroy ist nach Hof gekommen, um die Erbschaft seines Oheims anzutreten [...] Mit Hilfe Langs, den er mit vielen tausend Talern gewann, ist er jedoch nicht nur in Besitz gesetzet, sondern auch Kämmerer und Marchese geworden, wird die Tochter des Kaisers heiraten und soll das erste frei werdende Reichslehen erhalten.109 Von Lang selbst wissen wir, wieviel er an Schmiergeld verlangt hat. Bei seinem Prozeß sagt er am 17. November 1608 aus „weil ich dem Contecroy in seiner Sachen wohl gedient habe, hat er mir 4 000 Taler verschrieben“.110 Aber auch der Kaiser war an der Verheiratung seiner Tochter mit dem Grafen 105 HHStA, Lang-Akten, Karton 4, fol. 324. 106 Ebenda, Karton 3, fol. 124-126. 107 Sommer: Böhmen, Bd. 10, S. 232. 108 HKA, FamA, S. 317. 109 Briefe und Acten: Bd. 5, S. 822, Anm. 2. 110 HHStA, Lang-Akten, Karton 7, Konv. G, fol. 19v. 21