Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

STÖGMANN, Arthur: Die Erschließung von Prozeßakten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien. Ein Projektzwischenbericht

Arthur Stögmann Die Intensität der Verzeichnung und damit die Möglichkeiten des Zugriffs auf dieses Material können sich in keiner Weise mit Ausmaß und Qualität der Er­schließung der RKG-Akten messen. Bestehende Archivbehelfe Als Hilfsmittel zur Orientierung in der Masse der Akten des Reichshofrats exi­stieren zwei Arten von zeitgenössischen Hilfsmitteln, einerseits Exhibiten- und Resolutionsprotokolle, die in Halbjahresbänden vorliegen und alle beim Reichshof­rat eingebrachten Eingaben sowie deren weitere Behandlung verzeichnen24, andererseits Archivbehelfe, von denen die ältesten auf die Tätigkeit der am Reichs­hofrat angestellten Beamten selbst zurückgehen. Den wichtigsten dieser Behelfe stellt das gegen Ende des 18. Jahrhunderts angelegte Repertorium des Registrators Nikolaus Wolf dar. Wolf hatte den Plan, die damals insgesamt 6 Abteilungen der reichshofrätlichen Judizialakten25, die im Lauf der Zeit allein aus aufstellungstech­nischen Gründen entstanden waren, auf 2 zu beschränken. Die erste Abteilung sollte alle entschiedenen, verglichenen oder liegengebliebenen Prozesse aufnehmen („Acta decisa“)26, die zweite alle noch laufenden Prozesse („Acta currentia“). Zum Zeitpunkt der Auflösung des Alten Reiches (1806) hatte Wolf alle Prozesse bis zum Buchstaben H ausgesondert und ein 17-bändiges Repertorium angefertigt, das die vier größten alten Serien der Judizialregistratur des Reichshofrats enthält.27 Von diesem wiederum verweisen die ersten 8 Bände nur auf die „Acta decisa“ und die „Acta currentia“ (A- H) , während die Bände 9-17 anstelle der „Decisa“ die Serien der „Denegata antiqua“ und der „Denegata recentiora“ enthalten (H-Z). Die Serien „Alte Prager Akten“ und „Judicialia miscellanea“ blieben von der von Wolf ge­planten Neueinteilung der Akten gänzlich unberührt. Die Serie „Decisa“ enthält somit lediglich Akten von Klägern, deren Namen mit einem Buchstaben von A-H beginnen, die Serien „Denegata antiqua“ und 24 B i ttn er, Ludwig: Gesamtinventar des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Wien 1936, Bd. I, S. 285- 316 (zum Reichshofrat generell), hier S. 295 f. (zu den RHR-Protokollen). 25 Es waren dies die Abteilungen: „Antiqua“, „Denegata antiqua“, „Denegata recentiora“, „Acta currentia“, Acta primae instantiae und die Acta commissionalia. Daneben bestanden als selbstän­dige Serien die Relationen und die Vikariatsakten (aus der Zeit der Interregna 1711, 1740 und 1745) sowie die in den Jahren 1771-1773 aus Prag nach Wien transferierten sog. „Alten Prager Akten“, die deutschen Judizialakten aus der Zeit vor der Rückübersiedlung der Reichskanzlei von Prag nach Wien, die damals in Prag geblieben waren. Bittner: Gesamtinventar. Bd. 1, S. 301 f. 26 Da die „Decisa“ den nicht zu Ende geführten Versuch darstellen, alle abgeschlossenen Prozeß­akten in eine chronologische Reihe zu überführen, enthalten sie auch Fälle des 15. Jahrhunderts, welche die Tätigkeit des königlichen Kammergerichts Friedrichs III. dokumentieren. Auer: Ar­chiv des Reichshofrats, S. 118. 27 Es sind dies die Serien „Decisa“, „Obere Registratur“, „Denegata antiqua“ und „Denegata recen­tiora“. Auer, Archiv des Reichshofrats, S. 118. Das Repertorium trägt die Signatur AB 1/1 (alt 48). 254

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