Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 46. (1998)

Rezensionen

Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 46/1998 - Rezensionen Vergangenheit. 1998 schließlich wird Österreich - fast zeitgleich mit der Neuord­nung des europäischen Währungssystems - die EU-Präsidentschaft übernehmen. Der vorliegende, wegen der Uneinbringlichkeit eines der Vortragsmanuskripte verspätet erschienene Band enthält neben einem Vorwort des verstorbenen Instituts­vorsitzenden Professors (S. 4) die einzelnen Referate der Tagung: 1908 - Jahr zwi­schen Tradition und Aufbegehren. Wien, Prag, Sarajevo - Huldigung, Standrecht, Untergmnd (S. 5-27): Der Altmeister der österreichischen Nationalismusforschung zeigt anhand mehrerer Episoden (Festzug zum 60 Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs in Wien, Demonstrationen, Einsatz des Militärs und Proklamierung des Standrechts in Prag, Zusammenstöße an der Wiener Universität, Unruhen in Pola, Triest und Laibach etc.) die Polarisierung des politischen Lebens und das Auseinan­derdriften der Nationen in der Donaumonarchie. Er erklärt den Nationalismus als jene starke Triebfeder der Desintegration, der gegenüber sich der Militarismus als Stabilisator eines multinationalen Systems als untauglich erwies; Der Zusammen­bruch der österreichisch-ungarischen Monarchie 1917/18 (S. 28-53): Der Beitrag beschränkt sich im wesentlichen auf die Chronologie der politischen und militäri­schen Ereignisse der letzten beiden Kriegsjahre und bringt wertvolle statistische Daten; „Die unvollendete Republik“ Österreich 1918-1920 (S. 54-68): Er behandelt den gescheiterten Versuch in Österreich während der ersten Jahre der Republik die Demokratie zu beheimaten; 1928 - ein historischer Reisebericht (S. 69-80): Er schildert anhand mehrerer plastischer Bilder das Erstarken autoritärer und militanter Strukturen in der jungen Republik; Das Jahr 1938: Vom Ständestaat zum Anschluß Österreichs an das Dritte Reich (81-87): Der Beitrag wurde als Ersatz für das er­wähnte fehlende Manuskript eingefügt. Er ist eine gelungene Zusammenfassung des Buches „Der Deutsche Einmarsch in Österreich“ (Österreichischer Bundesverlag, Wien 1987, 2. Aufl. 1988) und behandelt die März-Ereignisse des Jahres 1938; Das Jahr 1938 „Anschluß“ - Umgestaltung - Erwartungen und realisierte Politik (S. 88- 102): Talós erläutert die politischen und sozialen Ursachen des „Anschlusses“, die Liquidierung der österreichischen Zentralorgane, die Etablierung und Festigung der NS-Herrschaft, die Umgestaltung aller Gesellschaftsbereiche sowie das Spannungs­feld zwischen Erwartungen, Versprechungen und politisch-sozialer Realität; War 1947 ein verfrühtes Achterjahr? Vom Chaos zu Ordnung und Wiederaufbau (S. 103— 108): Stiefel beschäftigt sich - nach kritischen Äußerungen über die Bedeutung der „Achterjahre“ - mit der schrittweisen Wiedererlangung der österreichischen Souve­ränität, vor allem aber mit der Neuordnung der österreichischen Wirtschaft durch die Währungsumstellung, die Lohn-Preisabkommen, die Verstaatlichung der E-Wirt- schaft und den Wiederaufbau mit Hilfe des Marschallplanes; 1958: Österreich auf dem Weg zur europäischen Integration (S. 109-119): Sie beschreibt die eigenständi­ge politische und wirtschaftliche Entwicklung Österreichs nach dem Ende der Besat­zungszeit vor dem Hintergmnd der Gründungen von EWG und EFTA: die Einglie­derung in die westliche Staatengemeinschaft, den Übergang von der fremdbestimm­ten Nachkriegswirtschaft zur freien Ökonomie, den Raab-Kamitz-Kurs als Synonym für das österreichische Wirtschaftswunder, die „Zwangsehe“ der Großen Koalition 560

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