Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 46. (1998)

Rezensionen

Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 46/1998 - Rezensionen Gegenwart darstellen. Dabei widmet der Verfasser auch den auf konfessioneller Grundlage organisierten Bildungsanstalten, Kulturvereinen sowie der Presse des Landes, als Hauptträger des „neuen“ Nationalbewusstseins größte Aufmerksamkeit, wobei die an sich sehr interessanten und aussagekräftigen statistischen Daten sehr viel, vielleicht zuviel Platz einnehmen. Trotzdem ist das vorliegende Werk, ein mehr als wertvoller Beitrag zur Geschichte Bosnien-Herzegowinas mit durchaus aktuellem Bezug. Bernd Samobor, Wien Gutkas, Karl (Hrsg ): Die Achter-Jahre in der Österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Redigiert von Brigitte Oberleitner. Österreichischer Bundesverlag-Pädagogischer Verlag: Wien 1994. (Schriften des Institutes für Österreichkunde 58), 144 Seiten. Im März des „Bedenkjahres“ 1988, fast genau 50 Jahre nach dem „Anschluß“ Österreichs an das Großdeutsche Reich, fand im Hippolyt-Haus zu St. Pölten die 35. Historikertagung des Instituts für Österreichkunde statt. Das Thema: „Die Ach­ter-Jahre in der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts“. Periodisierungs- fragen werden von der Historikerzunft bisweilen mit größter Leidenschaft diskutiert. Im Falle der „Achterjahre“ sind tiefergehende Diskussionen jedoch unangebracht. Denn es ging den Veranstaltern nicht darum, österreichische Zeitgeschichte dezen- nalzyklisch oder gar zahlenmystisch zu interpretieren, sondern lediglich um den Versuch, die Geschichte unseres Jahrhunderts in Zehnjahresabständen schwer­punktmäßig zu behandeln. Man wollte zeigen, daß es in der neuesten Geschichte Österreichs mehr Wendepunkte gegeben hat als nur den des Jahres 1938. Tatsäch­lich eignet sich dafür kein Jahresintervall so gut wie das der Achterjahre, wenn auch nicht jedes dieser Jahre die gleiche zäsurale Relevanz aufweist: 1908 befand sich die Monarchie wegen der Annexion von Bosnien und der Herzegowina in der ersten großen außenpolitischen Krise den neuen Jahrhunderts, zehn Jahre später (1918) ging sie im Ersten Weltkrieg zugmnde. 1928 vollzog sich die massive Aufrüstung jener paramilitärischen Kräfte, die schließlich zum Ende der Demokratie und zum Bürgerkrieg von 1934 führten. Ein Jahrzehnt später (1938) verschwand der österrei­chische Staat gänzlich von der Landkarte und wurde ein Teil des Großdeutschen Reiches. Zehn Jahre darauf (1948) war er aus den Trümmern des Zweiten Weltkrie­ges wieder erstanden, die ärgste Not überwunden. Das Jahr 1958 war das der begin­nenden europäischen Integration und der endgültigen Eingliederung Österreichs in die westliche Staatengemeinschaft. Das Jahr 1968 war namengebend für eine ganze Generation, während 1978 durch die Grünbewegung jener Wertewandel eingeleitet wurde, der dem bloßen wirtschaftlichen Fortschritt den Wert einer intakten Umwelt entgegensetzte. Das Jahr 1988 brachte - ein Jahr vor der großen geopolitischen Wende in Osteuropa - eine Rückbesinnung und teilweise Neubeurteilung unserer 559

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