Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)
BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig
Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig Fonds nicht ausgeschöpft worden sei und die „sarta tecta“ des Schlosses sich seit jener Zeit nicht verbessert, wohl aber verschlimmert habe und an eine Herstellung für „Prinzen des allerhöchsten Kaiserhauses“ nicht gedacht werden konnte. Der Wunsch des Erzherzogs sei es außerdem, daß die Schloßkapelle in möglichst getreuer Weise wieder nach den vorhandenen Motiven und Kopien etc. restauriert und riicksichtlich erneuert... werden möchte ... so auch der sogenannte spanische Saal ... wieder mit Benützung der aufbewahrten Zeichnungen und Motive in den vormaligen Stand hergestellt und restauriert werde. ... Ferneres, daß auch die entsprechende Renovierung und Erneuerung der teilweise noch erhaltenen Fresco-Malereien wenigstens an den inneren Hoffassaden im Hochschlosse vorgenommen werden möchte, wodurch in verein mit den vorangehend als wünschenswert bezeichneten Restaurierungen ... der alte historische Charakter des Schlosses zu Ambras zum Teil wiederhergestellt sein würde. Es war der Wunsch des Erzherzogs, die gesamte Restaurierung bis zum Mai des kommenden Jahres 1856 abzuschließen, und Lang hielt diesen Termin für realistisch. Die Bauleitung sollte der Amts-Ingenieur Anton Haas von der Tiroler Landesbaudirektion übernehmen, während die Residenzschloßverwaltung die plangemäße Prüfung zu übernehmen hatte8. Suschitzky verfügte sich nach Ambras, „wo ihm Seine kais. Hoheit bedeutete, daß Höchstdieselbe den Trakt Nord-Ost zum Logis nehmen werden und diktierte ihm“ die hierzu notwendigen Herstellungen in die Feder9. Der Residenzschloßverwalter überreichte darauf am Jahresanfang dem Erzherzog ein „Promemoria“ über die Einrichtung der Wohn- und Repräsentationsräume im zweiten Stock und informierte vierzehn Tage später das Obersthofmeisteramt. Vorgesehen war der räumliche Abschluß der Etage durch Anbringung von Glastüren im Treppenhaus (10). Über das Vorzimmer (7) gelangte man in zwei Salons (5, 6) zum repräsentativen Saal (4). Dieser Raum war durch die Herausnahme einer Wand aus den Zimmern 3 und 4 gebildet worden. Dahinter lag das Arbeits- und Schlafzimmer des Erzherzogs (2). Für diese repräsentative Enfilade hatte man bewußt den Nordflügel gewählt, um das herrliche Panorama der Nordkette mit der Martinswand sowie die Hauptstadt und die fruchtbare Talebene mit ihren eingestreuten Dörfern vor dem Auge des Betrachters auszubreiten. Um dieses alles noch besser genießen zu können, wurde später am Zimmer des Erzherzogs ein Balkon angebracht. Im Turmzimmer an der Südostecke sollte der Speisesaal untergebracht werden (19). Hieran schlossen sich nach Osten das Kredenzzimmer an (18) sowie weitere Gastzimmer und Salons (12 bis 17)10 *. (Abb. 1) In Wien hatte inzwischen der für die Ambraser Sammlung zuständige Oberstkämmerer, Graf Lanckoronski, seine Stellungnahme an Liechtenstein abgegeben. Die Räume in Ambras würden „für eine dekorativ schöne Aufstellung sehr unvorteilhaft“ sein. Die niedrigen Räume mit ihren Holzdecken kämen den AusstelHHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/2, Jg. 1856 vom 30. November 1855. 9 Ebenda, Rubrik 81/B/l, Jg. 1856 vom 18. Jänner 1856: Bericht der Residenzschloßverwaltung Nr. 24. 10 Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck vom 5. Jänner 1856, Nr. 9; vgl. Abb. 1 und unten Anm. 36. 89