Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig

Gerd Braun lungstücken bedenklich nahe, außerdem sollten die Sammlungsräume im Charakter der Zeit ausgemalt werden11. Liechtenstein trug am 21. Januar 1856 das Ergebnis der Voruntersuchungen dem Kaiser vor. Die Kosten für die Verlagerang der Ambraser Sammlung beliefen sich auf 34 000 Gulden. Die Umgestaltung des Hochschlosses kostete fast 35 700 Gulden. Zur „Schonung der Finanzen“ verschob man die Restaurierung der Kapelle und des Spanischen Saales sowie die Herstellung der Malereien im Hof auf einen späteren Zeitpunkt12. Eine Woche später bewilligt der Kaiser die beantragte Summe einschließlich der Umgestaltung der Innsbrucker Residenz, immerhin respektable 85 000 Gulden für das Jahr 185613. Der Erzherzog wurde ersucht, die Baudirektion zu veranlassen, die Arbeiten aus­zuschreiben und nach erfolgter Genehmigung ohne Verzug mit der Ausführung zu beginnen14. Carl Ludwig wendete sich Anfang Februar an Liechtenstein mit dem Antrag, „zur größeren Bequemlichkeit und Annehmlichkeit für Meinen Sommerauf­enthalt in Ambras“ noch folgende Herstellungen ausführen zu lassen: Ein kurzer Glasgang im Hof soll das Vorzimmer (21) mit dem Kredenzzimmer verbinden, eine Treppe soll vom Vorzimmer (7) in das Oratorium führen, die Räume 2 und 19 sollen Balkoné erhalten, eine steinerne Wendeltreppe soll vom Speisesaal (19) in den Gar­ten führen, letzterer soll benutzbar gemacht werden. Die Kosten dieser zusätzlichen Maßnahmen wollte der Erzherzog aus eigener Tasche bezahlen15. Die Genehmigung seines kaiserlichen Bruders folgte postwendend. Die Arbeiten am Hochschloß begannen mit der Umgestaltung des Erdgeschosses. Vorgesehen waren eine neue Küche mit Wohnung für den Koch und die Köchin einschließlich der erforderlichen Nebenräume. Im zweiten Stock sollte nun der Raum 8 als Garderobe dienen. Die Herstellung der Wendeltreppe am Speisesaal wurde begonnen und für die Balkoné hatte man zunächst hölzerne Muster angefer­tigt16. Da noch keine Offerte in Wien eingegangen waren, veranlaßte Liechtenstein auf einen Bericht Suschitzkys hin, dieser möge für eine ordnungsgemäße Ausschrei­HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/2, Jg. 1856 vom 11. Jänner 1856. Siehe oben Anm. 5. In den „Mitteilungen der k. k. Centralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale“ 1 (1856), S. 89 meldet der Landesbaudirektor Liebener, daß für Her­stellungen und Reparaturen in Ambras vom Kaiser 30 000 Gulden angewiesen worden seien. 13 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81, Jg. 1856 vom 28. Jänner 1856. 14 Tiroler Landesarchiv [TLA] Innsbruck, Kunstsache III 8/5, 1856, Statthalterei 1856-1868 vom 30. Jänner 1856. 15 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/2, Jg. 1856 vom 8. Februar 1856; TLA Innsbruck Karten und Pläne, Mappe 626, Nr. 45: Projekt zur Umgestaltung der II. Etage durch die Landesbaudirektion von 1856 zur Sommerresidenz, Nr. 76: Detailplan der Landesbaudirektion von 1856 zum Einbau eines Verbindungs­ganges im Innenhof des Hochschlosses aus Gußeisen. 16 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/2, Jg. 1856 vom 29. Februar 1856; TLA Innsbruck, Karten und Pläne, Mappe 626, Nr. 8: Balkonkonstruktion, ausgefuhrt 1856 in Werkstein, Entwurf von Anton Geppert, Nr. 9: Balkonkonstruktion, gezeichnet von Baupraktikant Schöch, mit Sichtvermerken seiner Vorgesetzten Haas und Liebener. 90

Next

/
Oldalképek
Tartalom