Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig

Gerd Braun Projekte und Herstellungen unter Erzherzog Carl Ludwig Noch während der Abwesenheit Carl Ludwigs erhielt die Residenzschloßverwal­tung in Innsbruck den Auftrag, in Ambras die Nebenräume „dem erzherzoglichen Bedarfe entsprechend herzustellen“, da es die Absicht des Erzherzogs sei „ge­legentlich einen höchsten Sejour im Schlosse Ambras zu halten“4. Residenzschloß­verwalter Suschitzky sollte sich hierbei mit dem Kämmerer des Erzherzogs, Frei­herrn von Hornstein, verständigen und die betreffenden Anträge an den Oberst­hofmeister, Fürst Carl von Liechtenstein, nach Wien zwecks Vorlage beim Kaiser einreichen. Auch in Sachen „Rückführung der Ambraser Sammlung“ war Bewegung gekom­men. Während seiner Bereisung der kaiserlichen Residenzen im Spätsommer hatte sich Liechtenstein auf Befehl des Kaisers auch nach Ambras begeben, um die für den Sommeraufenthalt Carl Ludwigs vorzunehmenden Herstellungen in Augenschein zu nehmen und sich über den Zustand der Sammlungslokalitäten einen Überblick zu verschaffen5. Ende Oktober reisten aus Wien der Schloßhauptmann, Josef Lang, und der Kustos, Dr. Freiherr von Sacken, im Auftrag Liechtensteins und des Oberst­kämmerers, Graf Lanckoronski, nach Innsbruck. Anfang November wurde Lang von Erzherzog Carl Ludwig in Audienz empfangen und brachte noch am Abend des gleichen Tages das mit Freiherm von Sacken ein­vernehmlich erarbeitete Bauprogramm zu Papier. Der Erzherzog hatte sich mit den vorgeschlagenen Umgestaltungen einverstanden erklärt, behielt sich jedoch eine spätere Einflußnahme bei der Ausführung vor6. Am Tag darauf „geruhte“ Carl Ludwig, sich auf dem Schloß während einer vierstündigen Führung alle geplanten Maßnahmen „an Ort und Stelle umständlich erklären zu lassen“. Die Besichtigung erstreckte sich auch auf das Hochschloß und die dort einzurichtenden Räume für den Erzherzog. „Nur in Beziehung auf Restaurierung von einigen historischen Objekten haben Sr. Kaiserliche Hoheit Ihre höchsten Wünsche“ dahingehend geäußert, daß das Badezimmer der Philippine Welser zu restaurieren sei und bei den Außenansich­ten sollte die alte Quaderbemalung wieder hergestellt werden sowie in den Gesell­schaftsräumen im zweiten Stock die Holzdecken „im alten Styl erneuert werden“7. Nach seiner Rückkehr nach Wien legte Lang dem Obersthofmeisteramt das Er­gebnis seiner Erhebungen in Ambras vor. Die geschätzten Kosten für die Bewohn- barmachung des Hochschlosses und eines Teils der Nebengebäude beliefen sich demnach auf 24 711 Gulden. Die vom Erzherzog gewünschte Vertäfelung erhöhte die Kosten auf 31 373 Gulden. Die Herstellung der Rüstsäle, Ausbau einer Wachstu­be und einer Reitschule erhöhen diese Summe noch einmal auf insgesamt 44 607 Gulden. Angesichts des verwahrlosten Zustandes des Schlosses hielt Lang die veran­schlagte Summe für verhältnismäßig gering und gab zu bedenken, daß seit 1845 der 4 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/B/4, Jg. 1855 vom 10. September 1855. 5 Ebenda, Rubrik 81/2, Jg. 1856 vom21. Jänner 1856. 6 Ebenda, Rubrik 81/4, Jg. 1855 vom 5. November 1855. 7 Ebenda, Rubrik 81/4, Jg. 1855 vom 8. November 1855. 88

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