Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

FALLENBÜCHL, Zoltán: Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia

Zoltán Fallenbüchl ernannt. Durch die Königliche Verordnung vom 5. April 1760 übernahm er also auch die Salzwesensdirektion20. Nun war er für zwei Fachgebiete - Kasse und Salz - verantwortlich, blieb aber gleichzeitig als erfahrener Experte für die Krondomänen zuständig. Am Ende des Kriegsjahres 1760, in der Notlage des Staates, beschloß er im Einverständnis mit Grassalkovich eine Kontrollreise zu allen Salzämtern in Ungarn und Siebenbürgen, um so eine geforderte Summe von 3 Millionen Gulden aufzutreiben. Diese beschwerliche Reise kam auch zu­stande 21. Eben während seiner Reise errichtete am 10. Dezember 1760 Maria Theresia den Österreichischen Staatsrat. Dieser war zwar für Ungarn nicht zuständig, sondern nur für die österreichischen Erbländer, hat aber trotzdem der Königin von Anfang an auch Ungarn betreffende Ratschläge gegeben. Alle fünf Mitglie­der dieses Rates hatten Pläne für eine engere Bindung Ungarns an die Monar­chie; dabei hofften sie weniger auf die Zusammenarbeit mit dem stark ständisch eingestellten Grassalkovich, sondern auf die Hilfe von Cothmann, da er ein Deutscher und Verwandter des Freiherrn von Koch, Kabinettsekretär der Köni­gin, war22. Cothmanns Stellung gestaltete sich schwierig. Die Geldantizipationen der Königlichen Freien Städte reichten nicht aus. Ein „don gratuif ‘ und eine Anlei­he der Stände - besonders des Klerus - brachten auch nur ein bescheidenes Ergebnis. So mußte der neue Salzdirektor zur Erhöhung des Salzpreises - nur so konnte man Ungarn zur Kasse bitten - ab 1. Oktober 1761 raten23. Cothmann selbst war sparsam und ehrlich. Es ist charakteristisch, daß er über seine Reise um die Jahreswende 1760/61 einen pünktlichen Ausweis gab, wann und wo er sich aufhielt und wieviel Geld er überall für seinen Lebensunterhalt ausgeben mußte24. Auf dieser Reise wurde er erst richtig mit den ärmlichen Lebensverhältnissen der Salzbeamten bekannt, wurde auf die unzulänglichen Aufbewahrungsver­hältnisse des Salzvorrates und der Salzkassen aufmerksam und schmiedete Pläne 20 MOL Budapest, MKL, E ZI, Benignae Resolutiones 5. April 1760. Für beide Funktionen genoß er den Gehalt von 3.000 Gulden. 21 Diese Reise wurde am 7. Jänner, wahrscheinlich noch von Grafen Friedrich Wilhelm von Haugwitz angeregt, als Cothmann mit ihm persönlich verhandelte. MOL Budapest, MKL E 1. Prot. Cons. 1760, S. 46. 22 Cothmann nannte den Kabinettsekretär Koch seinen Vetter. Vgl. Schünemann: Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 199: Brief vom 7. November 1761. 23 MOL Budapest, Kane. Ltr., A 1. Originales Referadae 1761, Nr. 126, 1761 Juni 12. Zu dieser Zeit wurde aus Geldmangel in Ungam die Bezahlung des Militärs mit Papiergeld verordnet. Ebenda, Nr. 104. Die Salzpreiserhöhung: eb e n d a , E 1. Prot. Cons. 1761, S. 564. Es ist zu bemerken, daß die Preiserhöhung noch nicht allgemein war, sondern zuerst in den Salzstationen der reicheren Gebie­te des ungarischen Tieflandes durchgeflihrt werden sollte. 24 MOL Budapest, MKL E 4L Litterae ad Cameram Exaratae [in Hinkunft: Litt. Cam.] 1760, Nr. 307, 1762 Nr. 5 und 126. 116

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