Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

FALLENBÜCHL, Zoltán: Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia

Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia zur Verbesserung der festgestellten Mängel25. Zugleich wurde ihm auch klar, daß eine grundlegende Verbesserung in allen finanziellen Angelegenheiten nur durch eine neue Bauernpolitik und durch die Förderung der Industrie im Lande möglich sei. Er war nicht der einzige. Graf Franz Balassa, Mitglied des Ungarischen Statt­haltereirates, wirkte im selben Sinne; die Beziehung Cothmanns zu Koch, dem Kabinettssekretär der Königin, verhalfen den Ansichten von Cothman und Ba­lassa im Staatsrat zum Siege26. Cothmann wollte die nötigen Reformen auf ge­setzlichem Wege durch Einberufung des Landtages mit kleinen, entschlossenen Schritten durchfuhren. Man sollte - dem ungarischen Charakter gemäß - offen und taktvoll auftreten und anstelle einer Besteuerung des Adels um jeden Preis sollte man die musterhafte Besiedlung der Kameralgüter fördern, der Industrie und dem Handel Hilfe gewähren. Er vertrat den merkantilistischen Standpunkt. Der Staatsrat, besonders Ägidius Graf von Borié, griff seine Ansichten auf27. Zwischen seinen Vorgesetzten, Grafen Grassalkovich, und dem Staatsrat war aber inzwischen die Kluft tief geworden. Im Sommer 1762 ließ der Hofkammerpräsident Cothmann zu einer Beratung in sein Landschloß Gödöllő rufen28. Cothmann sollte den Titel eines Kolonisati­onsdirektors erhalten und die Direktion der Siedlung leiten. Cothmann wider­setzte sich dem neuen Titel, denn dieser würde Eifersucht erregen29. Er hatte mit dem Salzwesen und den damit zusammenhängenden Donauregulationen ja schon viel zu tun. Er wollte mit seinem Vorgesetzten, dem Präsidenten, nicht in Konflikt geraten30. Grassalkovich wollte jedenfalls die Agrarkolonisation so durchführen, daß die Viehzucht - eine der wichtigsten Einnahmequellen des Staates durch den Exportzoll - nicht geschädigt würde. Siedler sollten nur auf den unbewohnten Prädien angesetzt werden31. Durch den Frieden von Hubertusburg am 15. Februar 1763 boten sich nun günstigere Möglichkeiten für die Siedlungspläne. Cothmann erhielt schon am 1. Februar den Titel eines Siedlungsoberinspektors, behielt aber zugleich auch So z. B. in Arad; vgl. MOL Budapest, MKL, E 41. Litt. Cam 1761, Nr. 373. 26 S c hü n e m ann : Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 195-197, und Ember: Mária Terézia úrbérrendezése, S. 11 f., 18, 23. 27 Schünemann: Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 132, 197, 206, 230. 28 MOL Budapest, MKL., E 1. Prot. Cons. 1762, S. 511 und 524. 29 Schünemann: Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 209. 30 MOL Budapest, MKL., E 1. Prot. Cons. 1761, S. 637; ebenda, E41, Litt. Cam 1762, Nr. 138; E 1. Prot. Cons. 1762, S. 907 und 1375. Cothmann mußte auch bei kleinsten Angelegenheiten, wie z. B. bezüglich Instrumente für die Wasserbauarbeiten oder in Personal fragen der Ingenieure etc. selbst tätig werden. 31 Grassalkovich verlangte von Cothmann eine Klassifikation der Kameralheidegüter (Praedia) und dachte nur bei unbewohnten Prädien an eine Ansiedlungstätigkeit. Eine kartographische Vermessung sollte stattfinden; mindestens 400 Familien sollten aus Schwaben herbeigefuhrt werden. Vgl. MOL Budapest, MKL E 19. Acta Grassalkovichiana, Fase. 4. fol. 54-55: Grassalkovich an Cothmann, 1763 Februar 26. 117

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