Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

FALLENBÜCHL, Zoltán: Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia

Zoltán Fallenbüchl Judas Thadeus getauft. Sowohl seine Eltern, als auch die Taufpaten, Anton Christoph de Thoma und Ignatz von Zimmern scheinen in der Pfarrmartrikel von Sankt Stephan als Edelleute auf2. Die Muttter entstammte einer böhmisch­österreichischen Familie, der Vater war aus Weslphalen und kam durch die kaiserliche Armee nach Österreich3. Über seine Studien sind wir bisher nicht unterrichtet. Wahrscheinlich absol­vierte er seine Gymnasialjahre in Wien. In der Studentenkonskription von Un­garn aus dem Jahre 1738 kommt sein Name nicht vor4. Daß er aber den voll­ständigen Gymnasialkurs beendigte, ist sicher. Seine Aktenstücke sind durch ein gutes Latein charakterisiert. Noch während seiner Studienzeit im Jahre 1734 wurde der Vater wegen seiner Verdienste im Hofkriegsrat in die Reihe der Reichsritter erhoben. Rücksicht­nahme auf die Verdienste des Vaters hatte die Anstellung des Sohnes bei der Königlich-Ungarischen Hofkammcr sicherlich gefördert. Um 1740, zur Zeit des Regierangsantrittes von Maria Theresia, war die Ver­waltung der Habsburgermonarchie noch eine ganz mosaikartige und von ständi­schen Interessen stark beeinflußt gewesen. Selbst im größten Habsburgerland, in Ungarn, war der Staatsapparat recht verschiedenartig5. Es gab seit dem Mittelal­ter eine Königliche Hofkanzlei, welche außer Landes in Wien, am Hofe, residier­te. Diese war zahlenmäßig klein und als Dikasterium erst seit 1690 reorgani­siert. Einen Statthaltereirat als politisches Führangsorgan verwirklichte erst der Vater Maria Theresias, Karl III., als Kaiser Karl VI., in den Jahren 1723/24. Die Verwaltung der einzelnen territorialen Einheiten, der Komitate lag in der Hand der Obergespane - wohlbegüterter Magnaten - und der Vizegespane, welche aus dem Niederen Adel stammten. Für die Landesgesetze brauchte der König den Landtag, bei der Durchführung wurde aber die Intention des Statthaltereirates, der Exekutive, durch die ständischen Interessen der Komitate oft abgeschwächt. 2 Taufbuch der Dorapfarre zu Sankt Stephan in Wien, Jahr 1720, Tomus 60, Folio 274. Freundliche Mitteilung des Herrn Archivars des Erzbischöflichen Ordinariats, Emst Mayerhofer, für den Verfas­ser vom 21. Dezember 1982. 3 Laut einer freundlichen Mitteilung des Herrn Archivars Dr. Franz vom Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv Münster vom 9. Juni 1981, saß die Sippe der Cothmann in Recklinghausen und in dem zu Lippe gehörigen Lemgo. Nach M ö h 1 m a n n, Gerd: Geschichte der Hansestadt Rostock vom 13. bis 18. Jahrhundert. Neustadt an der Aisch 1975, war eine Familie dieses Namens auch in dieser Stadt ansässig gewesen. Magyar Országos Levéltár [in Hinkunft: MOL] Budapest, M. Kir. Helytartótanács Levéltára [Archiv des Königl. Statthaltereirates] XXXX, C 42 Acta Miscellanea, Fasciculus 29. Nr. 102. Studiosorum Cathalogus et Regulatio. Bearbeitet von Zoltán Fallenbüchl: Az 1738/39-es országos diákösszeirás [Die Landeskonskription der Studierenden aus dem Jahre 1738/39], Diese Bearbeitung erliegt als druckfertiges Manuskript in der Ungarischen Nationalbibliothek Széchényi in Budapest. 5 Zur Verwaltung Ungarns vgl. Fallenbüchl, Zoltán: Verwaltung und Beamtentum in Ungam zur Zeit Maria Theresias. 1740-1780. In: Die Verwaltung. Zeitschrift für Verwaltungswissenschaf­ten 14/3 (Berlin 1981), S. 329-350 und derselbe: Mária Terézia magyar hivatalnokai [Die un­garischen Beamten Maria Theresias], Budapest 1989, mit einer deutschen Zusammenfassung auf S. 149-156. 110

Next

/
Oldalképek
Tartalom