Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)
FALLENBÜCHL, Zoltán: Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia
Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia Als ein Machtorgan des Königs war noch die Königlich-Ungarische Hofkammer am stärksten - diese alte Organisation bestand seit dem 16. Jahrhundert hatte eine kollegiale Geschäftsführung und war für die Verwaltung Ungarns das größte und beste Werkzeug des Herrschers. Die Ungarische Hofkammer stand zwar theoretisch neben der Wiener bzw. Österreichischen Hofkammer, tatsächlich aber war es ein Verhältnis der Subordination. Sie verwaltete die königlichen Einkünfte aus den Krondomänen, aus den königlichen freien Städten, aus dem Dreißigstzollwesen und aus dem Salzregale, welches eben um 1740 reorganisiert wurde. Als der junge Cothmann nach absolvierten Studien eine Stellung suchte, fand sich dort für ihn eine Anstellungsmöglichkeit. An der Spitze des Salzwesens in Ungarn stand der einstige Kürassier- Rittmeister Johann Anton De Jean de Hanssen, welcher sich bei der Rückeroberung des Banates ausgezeichnet hatte und sich danach im Banat eine gute Kenntnis der Verwaltungspraxis angeeignet hatte. De Jean erkannte die Fähigkeiten Anton Cothmanns und stellte ihn 1741 bei der Salzkommission an. Als De Jean im Jahre 1743 Salzwesensdirektor von Ungarn wurde, beförderte man auch Cothmann. Er bekam eine Konzipistenstelle mit dem Jahresgehalt von 400 Gulden, was eine schöne Summe war. Er nahm nicht nur an der Amtsarbeit teil, sondern wirkte auch bei Delegationen mit, wo er gelegentlich sogar in Lebensgefahr geriet6. So wurde er sehr bald, schon nach drei Jahren, zum wirklichen Sekretär der Ungarischen Hofkammer in Preßburg ernannt. Er war für die Expeditionen der Salz- und Salniterkommission verantwortlich, und genoß jährlich 1000 Gulden Gehalt7. Die auf uns gekommenen Archivbestände zeigen, daß er sehr gute Arbeit geleistet hatte. Ein so vielseitig brauchbarer Beamter konnte nicht nur im Salzwesen verwendet werde;;. So saß er seit 1748 auch als Sekretär in der Commissio Oeconomica, in der Wirtschaftskommission, welche die Reorganisation der königlichen Krondomänen zum Ziel hatte. Er war - wie die Kommissionsprotokolle bezeugen - bei jeder Sitzung anwesend8. So konnte er natürlich auch vielfache Erfahrungen im Wirtschaftsfach sammeln. Das Jahr 1748 - also zu Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges - war zugleich das Wendejahr für die Haugwitz’sche Verwaltungsreform. Die Untertanen vor der Überlastung durch die Grundherrn zu schützen und sie für den Staat zugleich leistungsfähiger zu machen - diese waren Aspekte, mit denen sich Cothmann leichter identifizieren konnte, als die ungarischen adeligen Beamten, welche ihre ständischen Bindungen nur schwer überwinden konnten und die 6 MOL Budapest, Magyar Kamera Levéltára [in Hinkunft: MKL], E 182, Archivum Familiae Koller, Nr. 292; zudem Hofkammerarchiv [HKA] Wien, Gedenkbücher, Ungarische Reihe, Bd. 1742/43. pag. 202, und MOL Budapest, MKL, E 1, Protocollum Cameralis Consilii [in Hinkunft: Prot. Cons.], pag. 152, 1743 März 18. 7 MOL Budapest, MKL, E 104. Liber Resolutionum et Debitorum, Tom. 29. 1746/47, fol. 183 und E 21, Benignae Resolutiones, 1747 Jänner 26. 8 MOL Budapest, MKL, E 9, Commissio Oeconomica, Protocolla et Indices, Jahre 1749 und 1750. 111