Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste

Peter Franz Kramml von Veszprém und Administrator von Wien vor dem 18. März 1500121), wohl schon 1499122). Sein Verdienst kann in der Konsolidierung des jungen Bistums, das erst 1513 mit Georg von Slatkonja seinen ersten Residentialbischof erhalten sollte123), gesehen werden. Am Ende dieser Untersuchung sei nochmals auf die Problematik der frühen Wiener Bischofsreihe hingewiesen und festgehalten, daß die Sicht der Besetzung des Wiener Stuhles nach dem Tod des Ungarnkö­nigs Matthias zu modifizieren ist. Das Bistum Wien wurde 1469 rechts­gültig gegründet, erhielt aber erst 1471 durch kaiserliche Nomination und päpstliche Bestätigung seinen ersten Bischof, der allerdings von seinem Bistum nie Besitz ergriffen hat. Aufgrund der Rechtsgültigkeit der Bistumsgründung und der Einsetzung durch den Papst war Johann von Gran - ungeachtet aller Widerstände - ab 1477 Wiener Koadjutor und dann ab der Bistumspromulgation (1480) erster Administrator. Er blieb dies - je nachdem, ob die Datierung (wie in der bisherigen Litera­tur gängig) von der landesherrlichen Nomination oder aber der päpstli­chen Bestätigung seines Nachfolgers Bernhard von Rohr gezählt wird - bis 1482 bzw. 1484. Nach Rohrs Tod folgte als Administrator in der nunmehr ungarischen Stadt Wien der Schatzmeister des Corvinén, Urban Döczi (1488-1490), der nach dem Tod seines Herrn Wien verlas­sen mußte. Auf seinem Ungarnfeldzug ernannte daraufhin Maximi­lian I. unter Übergehung der väterlichen Besetzungsrechte Ende Okto­ber/Anfang November 1490 den Bischof von Veszprém, Johann Vitéz, zum neuen Wiener Administrator, eine (möglicherweise geheimgehal­tene) Nomination, die Anfang 1492 die Zustimmung Friedrichs III. und dann 1493 auch die Sanktionierung durch den Papst erfuhr. Analog zu den allgemein üblichen Regierungsdaten Rohrs (1482-1487) ist dem­nach auch die Administration Bischof Johanns mit dem Zeitpunkt der Ernennung durch den Landesherrn, also dem Jahr 1490 (bzw. 1492) zu beginnen. Bis zu Vitéz endgültiger Anerkennung durch den Kaiser wa­ren zudem noch andere Bewerber für Wien im Gespräch, darunter auch der Seckauer Bischof Matthias Scheit, der Wien aber zu keinem Zeit­punkt administrierte und daher völlig zu Unrecht an der fünften Stelle der Wiener (Erz-)Bischöfe und Administratoren geführt wird. 121) Datum der päpstlichen Bestätigung seines Nachfolgers: Eubel, Hierarchia ca­tholica II 268. 122) So auch bei Erik Fügedi,AXF. századi magyar püspökök in Történelmi Szemle 8 (Budapest 1965) 477-498 hier 491; vgl. auch die englische Fassung (ohne Tabellen und biographische Listen): Hungarian Bishops in the Fifteenth Century, in: Acta Historica XI (Budapest 1965) 375-391. 123) Zu Slatkonja vgl. Flieder, Stephansdom 231; Loidl, Erzbistum Wien 335; Loidl-Krexner, Wiens Bischöfe 26f. 32

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