Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
AGSTNER, Rudolf: Von der österreichisch-ungarischen Botschaft zum österreichischen Generalkonsulat Berlin. Zur Geschichte der k. u. k. bzw. österreichischen Vertretungsbehörden in der deutschen Hauptstadt 1871–1991
Rudolf Agstner dieses k.u.k. Generalkonsulates entsprechenden Vermehrung des ha. Kanzleipersonales“ begründete106). Im Jahre 1900 suchte das GK eigene Amtsräume zu mieten; die Anmietung eines Stockwerkes im Haus Karlsbad No.3 nahe der Potsdamer Brücke um 5500 Mark jährlich scheiterte daran, daß „die Eigentümerin eine Beeinträchtigung der Hausruhe von Seiten des Generalkonsulates als Mietpartei befürchtete.“ Man mietete daraufhin ab 1. Jänner 1901 die 1. Etage des Hauses Schönebergerufer 40, bestehend aus 10 Zimmern; der Mietzins betrug 5500 Mark, die Dauer des Mietverhältnisses bis 1. April 1906. Ab 1. Juli 1907 wurde vom Hauseigentümer die Wohnung hinter den Amtsräumen, bestehend aus 2 Zimmern und 2 Nebenräumen, angeboten und diese um 1350 Mark jährlich zur Erweiterung des Generalkonsulates angemietet. Im Jahre 1905 wurde der Mietvertrag für die Amtsräume bis 1. April 1911 verlängert. Nach dem Tod des Vermieters wurde das Gebäude von den Berliner Rechtsanwälten erworben, um als deren Clubhaus zu dienen. Das Generalkonsulat hatte daher für neue Amtsräume Sorge zu tragen107) und nahm das Angebot an, in einem von Walter Friedmann in der Reithstraße 19/20 zu errichtenden Hause ab 1. April 1912 für 15 Jahre, d.h. bis zum 31. März 1927, seine Amtsräume unterzubringen. Die jährliche Miete wurde bis 31. März 1919 mit 13.000 Mark, danach mit 15.000 Mark vereinbart. Nachdem die Frage der Unterbringung ab 1912 somit langfristig gelöst war, galt es nun, den Zeitraum 1.April 1911 bis 31. März 1912 zu iiberbrük- ken. Hiezu wurde die 1. Etage des Hauses Am Karlsbad 4a für eine Jahresmiete von 7500 Mark angemietet108). Ein Kapitel für sich bilden die immer wiederkehrenden Diebstähle auf dem Generalkonsulat. So berichtet die Vossische Zeitung am 17. Dezember 1905: „Als am Morgen des 6. Januar d.J. Angestellte des k.k. österr. (sic!) Generalkonsulates am Schönebergerufer die Bureauräume betraten, bemerkten sie, daß Einbrecher in diesen gehaust haben mußten. Die Einbrecher hatten verschiedene Türen mittels Dietrichs und Brecheisen geöffnet und waren schließlich in das Zimmer des Generalkonsuls Freiherr Dr.Erwin von Ferstel eingedrungen. Hier erbrachen sie sämtliche Behältnisse und fanden zufällig die Schlüssel zum Geldschrank. Aus diesem entwendeten sie 2800 Mark und 800 Kronen ... “109). Im Verlaufe des 1. Weltkrieges sollten dann noch mehrere Einbrüche und Einbruchsversuche folgen, bei denen u.a. auch Amtssiegel entwendet wurden. Das Generalkonsulat übertrug schließlich der „Berliner 106) HHStA, AR F 8, K 85, 8 Berlin 20, Bericht GK 9455/Res vom 9.4. 1903 107) HHStA, AR F 8, K 85, Bericht GK Berlin CCCCXXXVII vom 6.9. 1910, f.20 108) HHStA, AR F 8, K 85, 8 Berlin 15, f.26 109) HHStA, AR F 8, K 85 294