Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste

Peter Franz Kramml einlenken97). Er unterrichtete den Kaiser durch dessen vertrauten Hof­marschall, Rat und Kämmerer Sigmund von Prüschenk über seine Unterwerfung98). Die habsburgischen Unterhändler brachten am 7. No­vember 1491 den Preßburger Vertrag mit dem Böhmenkönig zustande, der den Habsburgéra bedeutende territoriale und finanzielle Zuge­ständnisse, eine Art wirklicher Mitherrschaft in Ungarn und - hierin sollte die große Bedeutung des Vertragswerkes liegen - eine Erneue­rung der Erbrechtsansprüche auf Ungarn einbrachte99). Im Zuge der Preßburger Verhandlungen wandte Maximilian I. erneut seine schon vom Vorjahr bekannte Taktik großzügiger Versprechungen an, um die Unterhändler der Gegenpartei für sich zu gewinnen, eine davon betraf das Bistum Wien. Wie nämlich einem drei Monate später abgefaßten Schreiben zu ent­nehmen ist100), machten die königlichen Oratoren zu Preßburg einem der Söhne des Benesch (Benedict, Benuss) von Weitmühl (t 1496), der Unterfertiger des ungarischen Gegeninstruments des Friedensver­trages war, Hoffnungen auf dieses österreichische Bistum. „Benedict Vaytmiller“ (wie ihn unsere Quelle nennt) entstammte einem alten böh­mischen Geschlecht, das ab 1479 dem böhmischen Herrenstand ange­hörte101). Er hatte schon 1462 im Dienste König Georgs von Böhmen an der Befreiung Kaiser Friedrichs III. aus der Wiener Burg mitgewirkt und war dann von diesem zum „freien Pannerherrn“ erhoben und von allen Reichsgerichten befreit worden102). Gemeinsam mit seinem Bru­der Ludwig, der in Diensten von Friedrichs Bruder und Gegenspieler Herzog Albrecht VI. gestanden und später Burggraf zu Znaim war, be­97) Wiesflecker, Ungarnunternehmen 64; Firnhaber, Beiträge zur Geschichte Un­garns 469 n. 68 (Aufforderung Maximilians I., das vom Böhmenkönig belagerte Schloß Veszprém zu entsetzen, 1491 September 6). 98) Victor von Kraus, MaximiliansI. vertraulicher Briefwechsel mit Sigmund Prü­schenk Freiherrn zu Stettenberg (Innsbruck 1875) 79f.; Wiesflecker, Ungarnunterneh­men 65. 99) Abdruck bei Firnhaber, Beiträge zur Geschichte Ungarns 469-490; Ernst Frei­herr von Schwind/Alfons Dopsch, Ausgewählte Urkunden zur Verfassungsgeschichte der deutsch-österreichischen Erblande im Mittelalter (Neudruck der Ausgabe Innsbruck 1895, Aalen 1968) 424ff. n. 229; vgl. Wiesflecker, Ungarnunternehmen 66 und ders., Maximilian I. 1 305-308. 100) Wie unten Anm. 113 (1492 Februar 12). 101) Die Wappen des mährischen Adels. J. Siebmachers großes Wappenbuch 31 (Neu­stadt an der Aisch 1979) 175; Firnhaber, Beiträge zur Geschichte Ungarns 470 und 490ff. n. 70; Walter Höflechner, Die Gesandten der europäischen Mächte, vornehmlich des Kaisers und des Reiches 1490-1500, in: AÖG 129(1972) 371 und 375. 102) Chmel, Regesta Friderici n. 6950 (Revers vom 26. Februar 1475); vgl. ebenda n. 6194 und 6211. 28

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