Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste
Das Wiener Bistum nach dem Tod König Matthias’ Corvinus burg92). Mit der Einnahme der Krönungs- und Begräbnisstadt der ungarischen Könige stand er am Höhepunkt seines Erfolges, mußte aber dann den Feldzug einstellen, da ihm nach zügellosen Plünderungen die beutesatte Armee den Gehorsam verweigerte. Maximilian verließ am 4. Dezember 1490 Stuhlweißenburg und empfing auf der Rückfahrt zu Veszprém die Huldigung des Bischofs Sigmund von Fünfkirchen, den er auch durch umfassende Zugeständnisse für sich gewonnen hatte, und unter anderem das Sukzessionsrecht im Erzbistum Salzburg zusicherte (8. Dezember 1490)93). Anders als im Falle Wiens, wo er als Landesherr das Friedrich III. verliehene päpstliche Nominationsrecht auch für sich beanspruchen konnte, hatte der Salzburger Handel nur geringe Realisierungschancen. Schon hier sollte sich zeigen, daß der Habsburger noch weit mehr als sein Vater bereit war, eine skrupellose Kirchenpolitik zu betreiben94). Bediente er sich später als Alleinregent der Kirche nahezu als persönlichen Eigentums und schreckte zur Durchsetzung seiner Ziele selbst vor Gewaltanwendung nicht zurück, so nahm er auch zu Lebzeiten des Vaters auf dessen ältere Rechte keinerlei Rücksicht. Offensichtlich hatte er den greisen Kaiser über die ungarischen Absprachen im Unklaren gelassen, was erklärt, daß Friedrich III. Wien noch am 22. Juni 1491 als „sede vacante“ ansprach95). Nachdem Maximilian, als durch die Rebellion seiner Söldner die besten Chancen auf Ungarn vorüber waren, einen vom Kaiser angeordneten Feldzug kurzerhand absagte (11. April 1491), um sich erneut seiner Westpolitik zuzuwenden, kam es sogar zu einem Abbruch der direkten Beziehungen zwischen Vater und Sohn96). Der greise Kaiser erwartete den persönlichen Einsatz seines Sohnes und aller Kräfte im Osten und lehnte eigensinnig jede andere Unterstützung, selbst auf förmliche Bitten hin, konsequent ab. Nachdem König Wladislaw zum Angriff auf die habsburgischen Stellungen in Ungarn geschritten war, Stuhlweißenburg erobert hatte (29. Juli 1491) und Veszprém belagerte, mußte Maximilian daher 92) Wiesflecker, Ungarnunternehmen 51. 95) HHStA, Maximilians ungarische Ausschreibungen n. 37; abgedruckt bei Firnhaber, Beiträge zur Geschichte Ungarns 432ff. n. 38; vgl. dazu Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert 564; ders., Friedrich III. 78 und Wiesflecker, Ungarnunternehmen 55f. 94) Zu Maximilians Kirchenpolitik vgl. Schlesinger, MaximiliansI. Beziehungen zur Kirche; Hermann Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit 5 (Wien 1986) 151 ff.; Kramml, Dr. Christoph Zach 232f. und ders., König Maximilians erster Versuch 37ff. 95) Quellen zur Geschichte der Stadt Wien 1/4 n. 3903. 96) Wiesflecker, Ungarnunternehmen 59ff.; vgl. auch Ernst Bock, Die Doppelregierung Kaiser Friedrichs III. und König Maximilians in den Jahren 1486-149), in: Aus Reichstagen des 15. und 16. Jahrhunderts (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschafien, Göttingen 1958) 283-340. 27