Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761
Heidrun Wurm kaiserlichen Hof, wie sie der kaiserliche Resident in Konstantinopel auch von der Pforte zu erhalten pflegt59). 1727 kehrte ich aus Konstantinopel nach Wien zurück. Dort war cÖmer Aga inzwischen verhaßt, da man ihn ertragen mußte und er importun wurde, nachdem man ihm die traktatmäßige Bestehung von Vizekonsuln für die Seehäfen zwar nicht direkt abgeschlagen, aber unter verschiedenen Vorwänden verweigert hatte. Damit konnten sich für ihn bestimmte materielle Erwartungen nicht erfüllen60). Er machte große Schulden, um die versprochenen Geschenke nach Konstantinopel schicken zu können und lebte auch sonst nobel und generös. Nachdem zahlreiche Klagen von seinen Gläubigern eingegangen waren, kam es so weit, daß man öffentlich davor warnte, ihm weiteren Kredit zu gewähren, da jeder etwaige daraus entstehende Verlust selbst zu verantworten sei. cÖmer Aga behandelte seine eigenen Leute brutal. Von den türkischen Kaufleuten61) und sonstigen Untertanen suchte er Geld zu erpressen. Sein Dolmetscher cOsmän Efendi protestierte dagegen und beklagte sich bei mir, seinem guten Freund, des öfteren über seinen Prinzipal, der auch ihn schlecht behandelte. Mir gelang es, ihn noch stärker gegen cÖmer Aga aufzubringen und ihm vor Augen zu führen, wie falsch die Pforte beraten gewesen war, als sie sich auf sein Drängen dazu entschlossen hatte, ihn nach Wien zu senden, wo er der * 39 Residenten zu, und sie drang bei diesem wie bei Prinz Eugen auf deren Gewährung, s. UzunQar§ili Osmanli tarihi 4,1 170 Anm. 3, Reskript (Hüküm) an cÖmer Aga vom 2. Drittel des Monats Safer 1139 h. (6./16. Oktober 1726). cÖmer Aga versuchte in Wien vergeblich, als Resident anerkannt zu werden, und beklagte sich beim Großwesir, daß ihm der kaiserliche Hof weder Unterhaltsgelder noch freie Wohnung noch Kuriere zur Verfügung stelle, Hammer Geschichte 7 342 f, 368 (nach Interpretatio litterarum Omera- gae ad Supremum Ottomanorum Vesirium, im HHStA). Die Pforte gewährte dem Residenten u.a. einen Unterhaltszuschuß in Form von Tagegeldern, Müller Gesandtschaftswesen 164; Bertold Spuler Die europäische Diplomatie in Konstantinopel bis zumFrieden von Belgrad (1739) 2 in Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven 1933 212-14. Nach osmanischem Brauch stand Diplomaten mit befristeter Mission kostenfreie Wohnung, Verpflegung sowie Tagegeld zu, der sogenannte TA yin, dazu s.u.a. Alexandre de Miltitz Manuel des consuls 2 (Londres 1839) 1264 Anm. 1. 39) Von Amts wegen stand dem Schahbender, als Konsul nach europäischem Muster, die von den osmanischen Kaufleuten an ihn zu entrichtende Konsulartaxe von 2% ad valorem zu, vgl. a. Karl Langer Serbien unter der kaiserlichen Regierung. 1717-1739 in Mitteilungen des k.k. Kriegs-Archivs N.F. 3 (1889) 213 (Hofkammer-Verordnung vom 12. Februar 1731). 60) Auch zur Befriedigung seiner Gläubiger in Istanbul fehlte es ihm so an Möglichkeiten. 61) Die Träger des osmanischen Handels nach Wien waren vielfach Mazedo-Wala- chen (Aromunen, Tzintzaren), Vasilj Popovic Les marchands ottomans ä Vienne en 1767 in Revue historique du Sud-Est européen 17 (Bucarest 1940) 175. 170