Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761

Heidrun Wurm nahm, gelangte er noch im selben Jahr zum erstenmal in die osmani- sche Hauptstadt, wo er rund 25 Jahre seines Lebens zubringen sollte. Unter dem Residenten Joseph von Dirling absolvierte er bis 1726 sehr erfolgreich seine Ausbildung zum orientalischen Dolmetscher, um im Juli 1727 nach Wien zurückzukehren und noch im selben Jahr den dann zum Nachfolger Dirlings ernannten Leopold von Talman als Hof­dolmetsch und Hofkriegssekretär der orientalischen Sprachen abzulö­sen13) „Daselbst bewies er“, wie Constant von Wurzbach, möglicherweise in Kenntnis der Selbstzeugnisse Penklers, formulierte „während einer 13jährigen Dienstleistung seine Umsicht und Kenntnisse bei den vielfa­chen Verhandlungen mit den von der Pforte von Zeit zu Zeit an den kaiserlichen Hof abgeschickten Gesandtschaften, die in den wichtig­sten staatsrechtlichen und politischen Fragen seiner Leitung und Aus­führung anvertraut waren. Er behielt dabei stets den Vortheil des Staates und das Ansehen des Allerh. Hofes scharf im Auge, und bewies in Allem eine Gewandtheit und staatsmännische Klugheit, welche bei den Verhandlungen mit der damals noch ebenso übermüthigen als mißtrauischen Pforte im hohen Grade förderlich und zweckdienlich waren.“15 16) Penklers diplomatische Karriere begann im Jahr 1740, als er dem zur Bekräftigung des Belgrader Friedens an den Sultanshof entsandten Großbotschafter Corfiz Anton Graf Ulfeld als Legationssekretär beige­geben wurde, um anschließend den Posten des Residenten zu überneh­men17). 1745 als erster Resident zum Internuntius erhoben, erwies er sich als geschickter Diplomat, der es verstand, die Interessen des Hau­ses Österreich auch in außenpolitisch schwierigen Zeiten bei der Pforte zur Geltung zu bringen. Er betrachtete es als sein persönliches Ver­dienst, daß die Pforte die gegen Österreich gerichteten Bündnisanträge Preußens und Frankreichs abschlägig beschied und sich das Verhältnis zwischen Wien und Istanbul während seiner sechzehnjährigen Amts­15) Über Eltern und Geschwister s. Spiller Penkler Bl. 5f. Das bei Felgel Penckler 350 genannte Jahr des Eintritts in den kaiserlichen Dienst ist gemäß HHStA Türkei V 23 Konv. A [Heinrich von Penkler] Gehorsamstes Pro-Memoria fol. Ir korrigiert worden. Zu den Fähigkeiten des Sprachknaben Penkler s. HHStA Türkei I 193 Konv. 3 (1726 Mai-Juni) fol. 183 ff, Bericht Dirlings, Pera bei Konstantinopel, 21. Juli 1726, Beilage Relation von denen zu Constantinople befindlichen Kays. Dollmätschen undt Sprachkna­ben. 16) Wurzbach Penkler 452. 17) Kurz vor der Abreise, am 7. April 1740, war er in den erbländisch österreichi­schen Ritterstand aufgenommen worden. 1742 wurde er zum wirklichen Hofkriegsrat ernannt, Spiller Penkler Bl. 6f. 156

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