Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761

Heidrim Wurm Das Gros der Daten, die Hammers Schilderung nennenswert ergän­zen, ist, soweit feststellbar, zumeist mehr oder weniger beiläufig bei Quellenstudien im Haus-, Hof- und Staatsarchiv zutage gefördert worden. So stieß Wilhelm Heinz dort bei seinen kulturgeschichtlichen Stu­dien zur Zeit Sultan Ahmeds III. (1703-1730) auf ein interzipiertes Schreiben des Schahbenders an Ibrahim Müteferriqa, den Begründer der 1727 in der osmanischen Hauptstadt errichteten ersten türki­schen Buchdruckerei. Danach hat cÖmer Aga dem ungarischen Re­negaten in jenem Jahr bestimmte aus Wien erbetene Landkarten beschafft7). Von einer systematischen Untersuchung der sich auf diese herausge­hobene Periode der osmanischen Geschichte beziehenden Quellen im Haus-, Hof- und Staatsarchiv kann dennoch bisher nicht gespro­chen werden. Dies wird unter anderem durch das Schattendasein belegt, das Heinrich von Penklers Relation über die Entstehung und Aufhebung des ersten türkischen Konsulats in Wien, die Constantin von Böhm bereits 1873 im Katalog der Handschriftensammlung des Archivs verzeichnet hat, bis in die jüngste Zeit führte8). Erstmals zitiert wurde sie anscheinend von Wolfgang Kiesi in seiner Dissertation über den kaiserlichen Residenten Leopold von Talman (1700-1773)9). Zwar hat Kiesi sie nur am Rande benutzt und lediglich in einer undatierten Abschrift aus Penklers Nachlaß, doch hat er aus ande­ren Quellen des Archivs eine Reihe interessanter neuer Einzelheiten über die Probleme Wiens mit dem Schahbender, mit denen sich Talman, zuerst als kaiserlicher Hofdolmetsch, dann, ab Ende 1728 als Resident bei der Pforte, maßgeblich zu befassen hatte, zusammenge­1726) angegeben; 4,2 (Ankara 1959) 199. Uzungarjih benutzte neben Hammer auch die hier ebenfalls nicht zitierte Chronik des reichshistoriographen Kücük Celebi-zäde tsmäftl cÄsim Tafrih (Istanbul 21282h. (1865) 307f, zitiert in Uzun(jar§ili Osmanli devle- tiriin merkez ve bahriye te§kiläti (Ankara 1948) 274 Anm. 5. Uzunpar§ilis Angaben enthal­ten einige Flüchtigkeitsfehler. Weiteres zu den Ergebnissen dieser und anderer Autoren unten in den Annotationen zu Abschnitt 4. 7) Wilhelm Heinz Die Kultur der Tulpenzeit des osmanischen Reiches in Wiener Zeit- schrift für die Kunde des Morgenlandes 61 (1967) 72 (nach HHStA Turcica 1703-1730, vermutlich 1727, präzise Quellenangabe fehlt). Dem Aufsatz liegt die Dissertation des Autors mit dem Titel Das kulturelle und geistige Leben der Türkei unter Ahmed III. (phil. Diss. Wien 1960, ungedruckt) zugrunde. 8) Constantin von Böhm Die Handschriften des Kaiserl. und Königl. Haus-, Hof- und Staats-Archivs (Wien 1873) 239 Nr. 766. 9) Wolfgang Kiesi Leopold von Talman. Ein österreichischer Diplomat des Spätba­rocks (phil. Diss. Wien 1967, ungedr.) Bl. 21 f, 73, nach der Handschrift in HHStA Turcica 206 (1732 Jänner-Juli). 154

Next

/
Oldalképek
Tartalom