Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
PICHORNER, Franz: Patente und Instruktionen für die Statthalter der Österreichischen Niederlande (1715–1726)
Instruktionen für die Statthalter der Österreichischen Niederlande Die Minister beschlossen daher, diese Instruktionen zu sammeln und unter sich zirkulieren zu lassen. Es sollte geprüft werden, welches Ausmaß an Autorität den verschiedenen Statthaltern vom Herrscher jeweils zugebilligt worden war und wie diese Autorität in der Geheiminstruktion für Maria Elisabeth diskret eingeschränkt werden könnte. Über die Vergabe von Ämtern und Benefizien wollten sie in einer weiteren Konferenz beraten und erst danach mit ihrer Meinung vor Karl VI. treten86). Am 27. Juli lasen die Minister im Garten des Prinzen jene Instruktion, die der Niederländische Rat inzwischen für die Statthalterin entworfen hatte. Präses Cardona fehlte jedoch bei dieser Zusammenkunft87)- Auf das Konferenzprotokoll vom 27. Juli hatte Buol die Namen der Statthalter von Geblüt geschrieben. In dieser Liste finden sich Namen von Margarete von Österreich, Maria von Ungarn, Margarete von Parma, Juan d’Austria, der Erzherzoge Ernst und Albert, Infantin Isabella, Kardinalinfant Ferdinand und Erzherzog Leopold Wilhelm. Die weiteren Statthalter bis zum Ende der spanischen Herrschaft in den Niederlanden sind als Gouverneure bezeichnet und nicht mehr namentlich genannt88). In den Beratungen der Konferenz standen zwei Probleme im Vordergrund: das Präsentationsrecht für Bischöfe und die militärische Leitung. In dieser Sitzung studierten die Minister die Instruktionen, die Kardinalinfant Ferdinand von Spanien am 18. Oktober 1632 erhalten hatte89). An den Kopien der beiden Instruktionen für den Kardinalinfanten läßt sich sehr genau die Adaption ihrer Bestimmungen für Maria Elisabeth entdecken. Die Randbemerkungen zu den einzelnen Punkten, wie „bon, adapté au tems présent, change, raccourci et adapté“ oder „omis“ weisen ganz genau aus, wie sehr man in Wien in der Tradition der spanischen Zeit stand. Am 9. August 1725 präsentierte Rialp die Geheiminstruktion, die er für Maria Elisabeth entworfen hatte90). Am 26. August trafen sich die Mitglieder der Konferenz wieder bei Prinz Eugen „in horto“. An der Beratung nahm auch der kürzlich zum Oberstauch Marqués de Rialp in diesem Palais, erst danach übersiedelte er in das sogenannte Corbellische Haus in der Johannesgasse. Vgl. Reitter, Der Spanische Rat (wie Anm. 10) 48. 86) Vgl. HHStA, StK Vorträge K 26, fol. 180 r. 87) Vgl. HHStA, StK Vorträge K 26, 2. Konvolut, fol.34r. 88) Vgl. HHStA, StK Vorträge K 26, fol. 34 r. 89) Vgl. die Kopie der „instruction générale“, in Allgemeines Reichsarchiv Brüssel, Chancellerie aulrichienne des Pays-Bas, 598, unfoliiert; die Kopie der „instruction secrete“, ebenda; vgl. auch den französichen Abriß der Geheiminstruktion, in: Allgemeines Reichsarchiv Brüssel, Conseil d’État et Audience, 1224, fol. 319r-321 v, Kopie. 90) Vgl. das Konzept dieser Instruktion vom 9. August 1725, in: Brüssel, Allgemeines Reichsarchiv, Chancellerie autrichienne des Pays-Bas, 599, unfoliiert. 147