Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
PICHORNER, Franz: Patente und Instruktionen für die Statthalter der Österreichischen Niederlande (1715–1726)
Franz Pichorner der früheren Instruktionen für die Statthalter aus den niederländischen Archiven anfertigen zu lassen78). Diesen Auftrag erhielt auch Daun, als man in Wien die Regierungsanweisungen für Erzherzogin Maria Elisabeth verfaßte. Daun sandte schließlich an Rialp die Kopien der Instruktionen für Erzherzog Albert, Kardinalinfant Ferdinand, Francisco de Melo und Don Juan d’Austria, die man im Archiv des Staats- und Kriegssekretärs in Brüssel und im Schloß von Antwerpen gefunden hatte. Rialp sollte den Inhalt dieser Instruktionen dem Kaiser mitteilen, der Brüsseler Staatsrat hatte davon allerdings keine Kenntnis erhalten79). Auch Vorlagen für das Zeremoniell und für die Bildung des Hofstaates der Statthalterin sollte Daun in den niederländischen Archiven suchen lassen80). Das Zeremoniell für den Empfang und den Einzug der Statthalterin in Brüssel sollte sich am Zeremoniell für den Kardinalinfanten aus dem Jahre 1634 orientieren81). Der größte Teil der Beratungen über die Instruktionen für Maria Elisabeth fand im Garten des Prinzen Eugen statt82). Die Minister der Geheimen Konferenz lasen dort am 13. Mai die Instruktionen, die König Philipp III. von Spanien seiner Tante Infantin Isabella nach dem Tod von Erzherzog Albert 1621 erteilt hatte83). Die Abschriften der Instruktionen für Maria von Ungarn (1531 und 1540) und für Margarete von Parma (1559)84) hatte Cardona, da er den Gegenstand der Beratungen nicht kannte, in der Kanzlei des Niederländischen Rates85) vergessen. 78) Vgl. HHStA, Belgien DD A Depeschen, Fasz.4, 2. Oktober 1720; Fasz.5, 18. Juli 1722. 79) Vgl. HHStA, Belgien DD A Berichte, Fasz. 18, fol. 581r-386v, Daun an Rialp, 14. August 1725; vgl. auch Pichorner, Wiener Quellen (wie Anm. 62) 12. 80) HHStA, Belgien DD A Berichte, Fasz. 18, 8. Juni 1725. 81) Ebenda, fol. 439r; Pichorner, Wiener Quellen (wie Anm. 62) 12. 82) Vgl. Hans Aurenhammer, Ikonographie und Ikonologie des Wiener Belvederegartens. Hrsg, vom Institut fiír Österreichische KunstJ'orschung des Bundesdenkmalamtes, Bd. 17, Wien 1956; ders., Der Garten des Prinzen Eugen {Zu seiner Theorie und Erscheinung), in: Prinz Eugen und sein Belvedere, Wien 1963 (= Sonderheft der Mitteilungen der Österreichischen Galerie zur 300. Wiederkehr des Geburtstages des Prinzen Eugen) 31-56; Brigitte Asperger, Der Einfluß des Prinzen auf die Gartenkunst seiner Zeit, in: Karl Gutkas (Hrsg.), Prinz Eugen und das barocke Österreich, Salzburg 1985, 313-318. 83) Vgl. die Kopie dieser Instruktion, in: Allgemeines Reichsarchiv Brüssel, Chancellerie autrichienne des Pays-Bas, 593, fol. 32 r—42 r. 84) Vgl. instruction et mémoire (8. August 1559), in: Allgemeines Reichsarchiv Brüssel, Chancellerie autrichienne des Pays-Bas, 598, unfoliiert; Druck: Louis Prosper Gachard, Correspondance de Marguerite d’Autriche, Duchesse de Parme avec Philippen, Bd. 1, Bruxelles 1867, LXX-LXX1II; instruction particuliére: (8. August 1559), in: Allgemeines Reichsarchiv Brüssel, Conseil d’État et Audience, 1221, fol. 109r-112r; Druck: Gachard, Correspondance de Marguerite d’Autriche 1, LXXIII-LXXVII. 85) Der Niederländische Rat und der Spanische Rat hatten ihre Amtsräume im Palais Caprara in der Wallnerstraße, in der Nähe der kaiserlichen Burg. Bis 1717 residierte 146