Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

PERGER, Richard: Der Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 und seine Folgen

Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 Hier war inzwischen wiederum ein Regimentsmitglied zum Mittelpunkt der Krise geworden: Der Konvent von Klosterneuburg hatte sich gegen seinen Propst erhoben. Wann der Aufruhr begann, ist nicht genau fest­stellbar; sicher ist ein Datum nach dem 14. Februar 1513, da Saurers Bericht an Sernthein von diesem Tag - der letzte vor seiner Abreise - noch nichts davon meldet39). Die erste Nachricht ist eine von Leyrer überlieferte Notiz, die von ihm dem Jahre 1512 zugeordnet und auf den 24. März datiert wurde, die aber nach allem, was sonst über die Rebel­lion bekannt ist, ins Jahr 1513 zu setzen ist, woraus sich das Tagesdatum 9. März ergibt: „Am mittwoch nach Laetare hat man die stat behüet und das kloster, wenn der prelatt und das capitel seind in zwytracht gewesen wider einander, und der prelatt hat das closter behutten lassen mit den EnzerstorfTern, und in der stat angesagt von haws zw haws durch das geschäfft des regiment.“40) Der Propst hatte demnach die Stiftsuntertanen zu Langenzersdorf zur Bewachung des Klosters beordert, die Bürger mußten laut Weisung des Regiments den Sicherheitsdienst in der Stadt Klosterneuburg versehen: offenbar befürchtete man einen Handstreich. Über die Motive des Aufruhrs berichtet eine andere Quelle41): „...Wiewoll der prellat seinem ambt unnd stanndt bey dem gotshaus nicht wartten mögen und den bruedern... all hanndlung bevolhen unnd vertraut, allain khlain einne- men unnd ausgeben gehanndelt, nichts mynner haben sy beschwerdt wider in erdacht unnd bezigen, das gutshaus khumb durch sein regierung in gross abnemen unnd verder­ben, nemblich durch enntnemen unnd contract vili gelltschullden, die sy doch selbs lautt ierer hanndlung unnd raittregistern gemacht, beschrieen haben alls ainen ver- schwenndter dess gotshaus guet, darauf vilfeltig der prellat bezieht unnd unschuldig in gemain berueffen khomen... “ Da eine spätere amtliche Überprüfung der Stiftsrechungen den Propst entlastete42) und auch über kostspielige Passionen Hausmannstetters nichts bekannt ist, verhielt es sich wohl so, daß die Chorherren ihren Prälaten, den sie im Regiment wußten, für die hohen Steuerforderun­gen zugunsten des Kaisers, die einen Abbau der Stiftsschulden er­schwerten und zu Einsparungen im Stiftshaushalt nötigten, mitverant­39) TLA Maximiliana XIII/256/IX fol. 14-15v. 40) Willibald Leyrer Res Claustroneoburgenses (1773) = StiAKl. Hs. 234 pag. 95; zit. bei Ludwig Propst Georg II. 220 Anm. 1. Als Quelle nennt Leyrer ein nicht näher be- zeichnetes „Memorial“, das Original konnte ich nicht eruieren. 41) StiAKl. Anonyme Chronik fol.2v. 42) Vgl. Anm. 60, 61. 23

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