Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)

Rezensionen 483 und Wolfgang Greisenegger (S. 177-191). Schüppert behandelt Topik und Realitätsbezug, die der Darstellung des Bauern in der Literatur des Spätmittel­alters innewohnte, Wolfgang Greisenegger wiederum untersucht die Rolle des Bauern und Hirten im szenischen Spiel des Mittelalters. Speziell der Kultur des alpinen Hirtentums in der Schweiz ist der Beitrag von Werner Meyer (S. 193—201) über die Heidenstäfeli und Heidenhüttchen ge­widmet. Der Aufsatz eröffnet gleichzeitig auch eine Reihe äußerst informativer Abhandlungen, die sich in dankenswerter Weise mit uns doch weniger geläufi­gen Themen der bäuerlichen Sachkultur im nicht-deutschsprachigen Europa des Spätmittelalters beschäftigt. So untersucht Vladimír Nekuda (S. 203- 217) den Quellenwert mährischer Wüstungen für das spätmittelalterliche Dorf­leben. Rikke Agnete Olsen (S. 219—233) berichtet von der bäuerlichen Sach­kultur in Dänemark, András Kubinyi (S. 235-264) informiert über den bäuer­lichen Alltag im spätmittelalterlichen Ungarn und Andrzej Klonder (S. 321—328) stellt in seinem Beitrag das bisher wenig beachtete Thema von Bauern und Schenke in Polen vom 13. bis ins 16. Jahrhundert vor. Perrine Mane (S. 265-275) widmete ihren interessanten Aufsatz der in der Kalenderli­teratur begegnenden Ikonographie des Rebschnittes als Quelle für das bäuerli­che Leben in Frankreich und Italien im 12. und 13. Jahrhundert, und Franchise Piponnier (S. 277—290) legte ihrem Beitrag die „Lebensqualität“ im bäuerli­chen Milieu am Beispiel von Burgund zugrunde. Zuletzt sei noch die Abhand­lung von Massimo Montanari (S. 307-320) über die bäuerliche Ernährung und Speisegewohnheiten im spätmittelalterlichen Italien erwähnt. Allen hier genannten Beiträgen ist unbeschadet der Vielfalt der Themen die Ausgewogenheit in der Darstellung und die Gewissenhaftigkeit in der wissen­schaftlichen Aufbereitung gemeinsam, was das vorliegende Buch zu einem Nachschlagewerk für jeden macht, der mit Fragen der bäuerlichen Sachkultur des Spätmittelalters beschäftigt ist. Herbert Haupt (Wien) Aristocrazia cittadina e ceti popolari nel tardo Medioevo in Italia e in Germania, a cura di Reinhard Elze e Gina Fasoli (Annali dell’Istituto storico italo-germanico. Quademo 13). Societä editrice il Mulino, Bologna 1984. 289 S. Das Istituto storico italo-germanico in Trient legt hier neuerlich (vgl. Le cittä in Italia e in Germania nel Medioevo: cultura, istituzioni, vita religiosa = Quaderno 8) einen Sammelband zur mittelalterlichen Stadtgeschichte vor, wobei der Schwerpunkt in thematischer Hinsicht auf der Sozial- und Verfas­sungsgeschichte, in zeitlicher Hinsicht auf der Epoche des Spätmittelalters liegt. Die „grande dame“ der italienischen Stadtgeschichtsforschung, Gina Fasoli, bietet einen weitgefächerten Überblick über das Aufkommen popola- rer Schichten in den Städten der Poebene im 13. und 14. Jahrhundert, wobei sie auf eine ihrer frühen Arbeiten zur „legislazione antimagnatizia“ in den Kom­munen Ober- und Mittelitaliens hinweisen kann (Oligarchia e ceti popolari nelle cittä padane fra il XIII e il XIV secolo, S. 11-40). Zukunftsweisend ist dabei insbesondere ihre Ansicht, daß es sich bei der Theorie von der Krise und dem Überholtsein alter Verfassungsnormen und deren Ersatz durch Neues ebensowenig um einen — in historischer Hinsicht - krassen Gegensatz handeln könne wie auch bei dem angenommenen permanenten Konflikt zwischen „ceto 31*

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