Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)
AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)
484 Literaturberichte aristocratico“ und „ceto popolare“. Vielmehr war es die Notwendigkeit, geordnete Rahmenbedingungen für die kommunale Wirtschaft und das Leben in der Stadt herzustellen, die nach neuen Formen der Verfassung, der Ordnung des Zusammenlebens, streben ließ. — Andrea Castagnetti befaßt sich mit der sozialen und konstitutionellen Entwicklung der Städte der Veroneser - Trevi- saner Mark (Verona - Treviso — Padua) von den Anfängen der Kommunebildung bis zur Blütezeit der Signorie (Appunti per una storia sociale e politica delle cittä della Marea Veronese-Trevigiana [secoli XI—XIV], S. 41-78). Interesse erweckt dabei der Hinweis auf die Bedeutung der persönlichen Bindungen an das signorile Machtzentrum für den sozialen Aufstieg (S. 76), ein Phänomen, wie es dann für die Fürstenhöfe der frühen Neuzeit kennzeichnend ist. - Enrico Mazzarese Fardella gewährt uns in seinem Beitrag (L’aristocrazia siciliana nel secolo XIV e i suoi rapporti con le citta demaniali: alia ricerca del potere, S. 177—194) Einblick in die völlig anders gelagerten sizilianischen Verhältnisse, wo die Beziehungen zwischen Adel und Städten schon dadurch charakterisiert sind, daß es sich dabei um zwei räumlich weitgehend getrennte Lebensbereiche handelt. Wichtig scheint hier die von der älteren Forschung abweichende Überlegung, daß es zwar generell zutreffe, daß kleinere Städte leichter beherrschbar wären als größere, daß aber diese doch eher durch gesteuerte Versorgungsengpässe manipulierbar seien als jene. — Gleichsam als zeitliche Ergänzung, thematisch allerdings viel weiter gefaßt und nicht so eng sozialgeschichtlich ausgerichtet, bietet Nicola Cilento einen klar aufgebauten Aufsatz zu Anfang. Entwicklung und Krise des süditalienischen Städtewesens im Spiegel der Quellen und der bisherigen Forschung (Citta e societä cittadina nell’Italia meridionale del Medioevo: origine, sviluppo e crisi nelle fonti e nel dibattito storiografico, S. 195-222). In chronologischer Weise geht C. dabei auf Fragen der Kontinuität, der Kommunebildung und der Stadtentwicklung im normannisch-staufischen Reich ein. Die von deutscher Seite beigesteuerten Arbeiten eröffnet die Studie von Ulf Dirlmeier über die materiellen Lebensbedingungen in den deutschen Städten des Spätmittelalters (Le condizioni materiali dell’esistenza nelle citta tedesche del Basso Medioevo: ambiente esterno, reddito, consumi, S. 79-122), eine Thematik, zu der der Autor vor wenigen Jahren eine umfassende Untersuchung vorgelegt hat. Alfred Haverkamp, dessen Forschungsschwerpunkt sich in seinen Trierer Jahren verstärkt zum Bereich der spätmittelalterlichen Stadtgeschichte hin verlagert hat, befaßt sich in seinem Beitrag mit den innerstädtischen Konflikten in deutschen Städten der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und deren Verbindung mit der überregionalen politischen Entwicklung im Reich („Conflitti interni“ e collegameni sovralocali nelle cittä tedesche durante' la prima metä del XIV secolo, S. 123—176). Wesentliches Ergebnis seiner Ausführungen ist, daß es hier gelingt, die Barrieren zwischen städtischer und allgemeiner Geschichte niederzureißen. — Knut Schulz charakterisiert in seiner Studie die sozialgeschichtliche Entwicklung von städtischem Adel (Patriziat) und Bürgertum in süddeutschen Städten während des 15. Jahrhunderts (Nobiltä urbana e borghesia specialmente nelle cittä della Germania meridionale [secolo XV] S. 223—254), wobei er die große Bedeutung der als Produkt einer Evolution (nicht einer Revolution) erwachsenen Zünfte herausarbeitet. In kaum einem anderen Beitrag werden allerdings die Probleme der Übersetzung so deutlich wie hier, wobei man sich fragt, ob man dabei manchmal nicht zu