Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)

480 Literaturberichte Der Beitrag Siegfried Haiders beschränkt sich - abgesehen von einem kurso­rischen Hinweis auf Orts- und Personennamen und auf Patrozinien - auf Die schriftlichen Quellen zur Geschichte des österreichischen Raumes im frühen und hohen Mittelalter (S. 26-49). Auf der soliden Basis von Alphons Lhotskys Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs (1963) stellt er alle Gattungen des Schrifttums aus dieser Zeit in ihren bedeutendsten Leistungen vor; der Schwerpunkt liegt auf einer die neuesten Erkenntnisse berücksichti­genden Studie über die österreichische Annalistik vom 9. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Bezeichnung Göttweigs als „landesfürstliches Kloster“ (S. 28) könnte nur in dem Sinn akzeptiert werden, daß es der Vogtei des Landesfürsten unterstand. — Auch Paul Uiblein (Die Quellen des Spätmittel­alters — einschließlich der Regierungszeit Kaiser Maximilians I. —, S. 50-113) baut auf Lhotsky auf, dessen Gliederung er voll übernimmt; bei ihm sind jedoch alle Arten von historischen Zeugnissen aufgenommen, Sachquellen von Baumaterialien bis zu Herrscherinsignien und die - nun schon reichlicheren - schriftlichen Zeugnisse, von „Aufzeichnungen rechtlichen Inhalts“ bis zu Me­moiren, Tagebüchern und Briefen. In kenntnisreicher und kritisch-referieren- der Weise wird eine Fülle von Quelleneditionen und -kommentárén, erschienen bis zum Zeitpunkt der Herausgabe dieses Bandes, angeführt, darunter auch bedeutende Leistungen des Vf’s selbst (z. B. Matrikel der Universität Wien). Die Wüstungsforschung (S. 51 f) ist im Register unter „Wüstenforschung“ zu finden. — Den ersten Abschnitt der Neuzeit Reformation und Gegenreformation (1519—1618) - Probleme und ihre Quellen“ (S. 114-132) behandelt Gernot Heiß. Wie der Untertitel zeigt, wählt er zur Bewältigung des nun voll einset­zenden Massenschriftguts der Behördenregistraturen den Weg, nur einige wichtige Probleme und die ihnen zuzuordnenden Quellengruppen vorzuführen (z. B. Landesfürst und Stände, Türkenkriege, konfessionelle Auseinanderset­zungen, Städtewesen, Bauern, Wirtschaft, Buchdruck). Die Literaturangaben dazu werden in den Anmerkungen gebracht, deren Umfang dadurch den des Textes meist übertrifft. Nicht zutreffend ist die Formulierung auf S. 119: „Die ... unerschöpflichen Aktenmengen haben wir zum Teil der... Tätigkeit der Archivare... zu verdanken“ - die Ordnungsarbeiten des Wilhem Putsch bezo­gen sich auf mittelalterliche Handschriften- und Urkundenbestände in Inns­bruck und Wien. — Unter dem Titel Aufstieg zur Großmacht. Vom Weißen Berg zur Pragmatischen Sanktion (S. 131-177) analysiert Anna Hedwig Benna die wesentlichen Quellengruppen der Zeit von 1619 bis 1740. Die Schwerpunkte liegen auf Informationen über Archive und Archivalien aller Ebenen des öffentlichen und privaten Sektors, über Gelegenheitsdrucke (Flugblätter) und über die zeitgenössische Geschichtsschreibung. Auch in diesem Beitrag über­wiegen die bibliographischen Angaben in den Anmerkungen gegenüber den Textpartien. Auf S. 135 muß es heißen Abtretung (statt „Abtrennung“), der Hofkriegsrat wurde 1556 (nicht „1526“) errichtet (S. 157). - Hans Wagner geht in seinem Beitrag Von der Reform zur Restauration. Quellen zur öster­reichischen Geschichte 1740-1848 (S. 178-192) angesichts der neuerlich gestei­gerten Ausweitung der schriftlichen Quellen durch den Ausbau der Verwal­tung und der Presse, auch der Ausdehnung der Schriftlichkeit auf breite Volksschichten wieder zum Auswahlprinzip nach Sachgruppen über (Außen­politik, Innenpolitik, Militär, Wirtschaft und Soziales). Besondere Aufmerk­samkeit schenkt er seinem „Steckenpferd“, dem autobiographischen Schrift­

Next

/
Oldalképek
Tartalom