Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)
AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)
Rezensionen 479 Die Quellen der Geschichte Österreichs. Hg. von Erich Zöllner, redigiert von Hermann Möcker (Schriften des Instituts für Österreichkunde 40). Österreichischer Bundesverlag, Wien 1982. 232 S. Das Institut für Österreichkunde ist seit vielen Jahren erfolgreich bemüht, Lehrkräften an mittleren und höheren Schulen durch Fachtagungen und Publikationen Unterlagen für die berufsbegleitende Weiterbildung zu vermitteln. Auch das hier zu besprechende Werk ist aus bei einer derartigen Veranstaltung gehaltenen Vorträgen zum Rahmenthema „Quellen der Geschichte Österreichs“ hervorgegangen, die dann für die Veröffentlichung im Druck in verschiedenem Ausmaß ausgestaltet wurden. Der verdienstvolle Leiter des Instituts, Erich Zöllner, weist im Vorwort (S. 4) darauf hin, daß historische Forschung unverzichtbar verbunden ist mit der Auffindung und Sammlung, mit der systematischen Erfassung und methodisch-kritischen Auswertung aller Zeugnisse für vergangenes menschliches Leben und Zusammenleben. Erst auf dieser Basis ist die wissenschaftliche Geschichtsdarstellung als Sekundärliteratur möglich. Die unübersehbare Vielfalt der dinglichen und schriftlichen Quellen und der sehr unterschiedliche Grad ihrer Erschließung macht eine Gesamtüberschau auf verhältnismäßig knappem Raum zu einem schwierigen Unterfangen. Es wurde der Weg gewählt, durch anerkannte Fachleute Referate für die einzelnen Epochen von der Urzeit bis zur Gegenwart ausarbeiten zu lassen, wobei ihnen bei der Auswahl und Gestaltung bewußt Freizügigkeit gewährt wurde. So entstanden neun Beiträge, von denen je einer der Urgeschichte und der Römerzeit, zwei dem Mittelalter, vier der Neuzeit und einer der Zeitgeschichte gewidmet ist; es wird schon dadurch eine Schwerpunktbildung erkennbar, die durch den zum Teil beträchtlich größeren Umfang der Arbeiten zum Spätmittelalter und zur frühen Neuzeit noch betont wird. Auch hinsichtlich der räumlichen Erstreckung ist eine Differenzierung sichtbar, die sich aus den Wandlungen des Österreichbegriffs ergibt; während die der Urgeschichte, der Römerzeit, dem Mittelalter und der Zeitgeschichte gewidmeten Beiträge sich im wesentlichen auf das heutige Staatsgebiet beschränken, wird den Beiträgen zur frühen Neuzeit der jeweilige habsburgische Herrschaftsbereich zugrundegelegt. Alles in allem genommen, kann das Vorhaben als geglückt bezeichnet werden, einen in dieser Form bisher nicht vorhandenen Gesamtüberblick über die Quellen der Geschichte Österreichs einem Kreis von Fachkollegen in die Hand zu geben, der im Zuge der Beanspruchung durch die Unterrichtstätigkeit sonst keine Möglichkeit hat, sich mit dieser wichtigen Materie eingehender zu befassen. Zur Erstinformation wird aber auch jeder historisch Interessierte mit Nutzen nach diesem Band greifen. Die Einzelbeiträge können in diesem Rahmen nur kurz vorgestellt und kommentiert werden. Herwig Friesinger (Die Quellen der Ur- und Frühgeschichte des österreichischen Raumes, S. 5—12) erläutert die Entwicklung der archäologischen Methoden zur exakten Erfassung von Grabungsbefunden und - heute oft gefährdeten - Fundstätten und bringt dann Beispiele für erfolgreiche Grabungen in den Siebzigerjahren, gegliedert nach urgeschichtlichen Epochen von der Jungsteinzeit bis zu Slawenfunden aus dem 10. Jahrhundert. - Hermann Vetters (Austria Romana, S. 13—25) führt in drei zeitlichen Abschnitten - Regnum Noricum, Prinzipat, Spätantike -, nach Schlagworten gegliedert, in Auswahl schriftliche Nachrichten aus Autoren, Inschriften und Grabungsbefunde an, die in der letzten Zeit aufgedeckt bzw. neu interpretiert wurden.