Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)
AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)
478 Literaturberichte Autor distanzierte. Heute weiß man, daß Oettinger mehrfach recht hatte (etwa in der „Berghof-Frage“) und anderswo (Problem der vorbabenbergischen Wiener Stadtherren) auch nicht ärger irrte als seine Kritiker. Wie dem auch sei - diese zuletzt gemachten Bemerkungen resultieren zugegebenermaßen aus den persönlichen Neigungen des Rezensenten —, die Ausgewählten Aufsätze sind eine willkommene Ergänzung zu Z’s Geschichte Österreichs. Daß sie als solche einer Festschrift mit Beiträgen von oft fraglichem Wert vorzuziehen sind, steht außer Debatte. Max Weltin (Wien) Federigo Curato Scritti di Storia Diplomatica. Giuffré editore, Milano 1984. X, 405 S. Dieser Band, Professor Curato als Festschrift zu seinem 70. Geburtstag gewidmet, vereinigt Artikel des Jubilars, die in verschiedenen Festschriften und Zeitschriften, zum Teil vor Jahrzehnten, erschienen sind. Das wissenschaftliche Werk Curatos umfaßt, wie Angelo Ara im Vorwort ausführt, drei große Arbeitsgebiete der diplomatischen Geschichte: a) Diplomatie im Risorgimento, b) Außenpolitik im geeinten Italien, c) internationale Beziehungen, Ursachen und Folgen des Ersten Weltkrieges. Aus den zwei ersten Themenkreisen wurden jene Artikel ausgewählt, die nach ihrer Thematik gerade für die österreichische Historiographie von Interesse sind. Gemeinsam ist den wissenschaftlichen Arbeiten C’s zur Geschichte der Diplomatie sorgfältiges Quellenstudium in den einschlägigen Archiven. Der erste Artikel, seinerzeit in der Festschrift Ettore Rota 1955 erschienen, behandelt die Berichte des sardinischen und neapolitanischen Gesandten über den am 3. Februar 1847 einberufenen preußischen Landtag, von dem sich die liberalen Kreise wichtige Anstöße zur deutschen Einigung erhofften, was natürlich dann auch auf die italienischen Einigungsbestrebungen Wirkung ausgeübt hätte. Auf diese Vorstudie zum Jahre 1848 folgt die große Publikation über das Frankfurter Parlament und dessen Haltung zum ersten italienischen Unabhängigkeitskrieg (S. 69-179). Thematisch in die gleiche Problemstellung gehört der Artikel La Toscana e la mediazione anglo-francese (S. 181-267). Aus dem zweiten Themenkreis sind in diese Sammlung aufgenommen der Aufsatz über Iprimi passi dellTtalia nella politica internazionale (S. 272-295) und La politica estera del primo ministero Ricasoli (S. 296—349). Diese beiden Artikel spielen insofern in die österreichische Geschichte herein, als sie die nach der Einigung noch ungeklärten Probleme Rom und das österreichische Venetien betreffen. Der letzte in diese Festschrift aufgenommene Aufsatz La politica estera italiana dopo la caduta di Crispi secondo i nuovi documenti diplomatici italiani (S. 351-379) führt herauf in die unmittelbare Vorkriegszeit und in die Problematik der Dreibundfrage. Dieser Beitrag wurde 1956 erstmals publiziert. Der Herausgeber, der im Auftrag der Universität Pavia, Fakultät für Politikwissenschaft, diese Aufsätze gesammelt hat, hat sowohl dem Jubilar als auch der Historiographie einen wertvollen Dienst erwiesen, da mit dieser Festschrift einige der aufschlußreichsten wissenschaftlichen Arbeiten dieses Meisters der Geschichtsschreibung zur Diplomatie einem größeren Publikum zugänglich gemacht wurden und neue Einblicke und Wertungen erlauben. Richard Blaas (Wien)