Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)

440 Literaturberichte sich auch hier mit der Ausschreibung willkürlich ausgewählter, teils veralteter Literatur. So wird die von seiten der Kunsthistoriker erarbeitete lange Litera­turliste über Wiener Bauhandwerker und Stukkateure des 17. und 18. Jahrhun­derts nicht zur Kenntnis genommen. Als Epilog folgen noch einige Gemeinplät­ze über bauliche Manifestation der gesellschaftlichen Ordnung. Da man nun schon gewohnt ist, zu lesen, was nicht zum Thema gehört, wendet man sich dem Abschnitt „Über den Autor“ zu. Nun wird manches klar; das im Vorwort zitierte „Bedürfnis des Autors nach Orientierung“ ist wohl so aufzu­fassen, daß wir mitverfolgen dürfen, wie sich der Autor in ein ihm ursprünglich fremdes Wissensgebiet umständlich einarbeitet. Ein solches Umlemen und Sich-Einarbeiten mag öfters Vorkommen und ist gewiß sehr lobenswert. Daß dieser Lernzettel aber von einem Verlag nachgedruckt wird, ist äußerst selten und kann nicht zur Nachahmung empfohlen werden. Elisabeth Springer (Wien) Edith Rosenstrauch-Königsberg Freimaurer, Illuminat, Weltbürger. Friedrich Münters Reisen und Briefe in ihren europäischen Bezügen (Brief und Briefwechsel im 18. und 19. Jahrhundert als Quellen der Kulturbeziehungsforschung 2 = Studien zur Ge­schichte der Kulturbeziehungen in Mittel- und Osteuropa VII/2). Verlag Ulrich Camen, Berlin 1984. 186 S., ill. In der genannten Reihe liegt jetzt einer der wichtigsten Beiträge zu der im Jahre 1979 abgehaltenen Tagung des Studienkreises über Brief und Briefwech­sel im 18. und 19. Jahrhundert als Quellen der Kulturbeziehungsforschung als zweiter Teil des Tagungsbandes vor. Die Vfn. referierte über den Briefwechsel des deutsch-dänischen Theologen und Wissenschaftlers Friedrich Münter. Da­bei handelte es sich vor allem um Briefe von und an Münter während seiner großen Reise von Kopenhagen über Deutschland und Österreich nach Italien und Sizilien (1784—1787). Anhand dieser Briefe konnte die Vfn. überzeugend dartun, daß Münter im Laufe seiner Reise vorwiegend Aufträge von Freimau­rerlogen und Illuminatengruppen zu erfüllen trachtete und als Verbindungs­mann zwischen vielen zerstreuten Mitgliedern dieser geheimen Gesellschaften Nachrichten erhielt und weitergab, die für den heutigen Forscher auf diesem Gebiet von größter Bedeutung sind. 0jvind Andreasen hat in seiner monumentalen Münter-Ausgabe (7 Bände, Kopenhagen und Leipzig 1925-1949) eine Auswahl des Briefwechsels veröf­fentlicht, wobei das Schwergewicht auf den wissenschaftlichen Interessen Münters lag. Der gegenwärtige Band stellt eine wertvolle Ergänzung im Hin­blick auf Münter als Freimaurer und Illuminat dar. Es sind auch Briefe, die teils oder ganz in einer Geheimschrift abgefaßt sind, berücksichtigt worden. Leider konnten nicht alle Interpretationsprobleme, die sich sowohl aus der Handschrift als auch aus der Geheimschrift ergaben, gelöst werden. Eine knappe biographische Skizze, eine Würdigung Münters als Wissenschaf­ter und Bischof von Seeland und ein Abriß der Reise und Reisepläne dienen als Einleitung zu den Auszügen aus den Briefen und den ausführlichen Kommen­taren dazu. Die ersten Briefe aus Linz zeigen noch die für norddeutsche Protestanten damals typischen Vorurteile gegen alles Katholische und vor allem gegen die ehemaligen Jesuiten. Sie sind für uns daher wenig aufschluß­reich. Doch lernte der seinem Wesen nach tolerante Münter bald, differenzier-

Next

/
Oldalképek
Tartalom